Krieg, Korona und Knäckebrot!

Ela Kargol und Ewa Maria Slaska:

– Denken in Bewegung –

Mi., 23.03.2022 | 19:00 | RegenbogenKino

Ela Kargol und Ewa Maria Slaska, die sowohl den Blog ewamaria.blog als auch eine informelle Gruppe dreier Freudinnen vertreten (die eine Freundin – Krystyna Koziewicz – fuhr gerade zur Reha), möchten zu Ehren des 41. Geburtstags der Regenbogenfabrik ihre Zeit, ihre Gedanken und ihre Spaziergänge zu folgenden Themen darstellen:

– Pandemie
– Lockdown
– Krankheit
– Verlust und Krieg

Und trotz all dieser schweren Lasten zeigen, dass frau (versuchen) kann, ihren Optimismus, ihre Autoironie und, ja, auch ihren Humor zu bewahren.

Eintritt frei, Spenden willkommen.

Wir bitten alle Gäste, die Corona-Pandemie weiterhin ernst zu nehmen.
Die Veranstaltung findet unter 3G – Bedingungen statt und bitte im Innenraum trotzdem die FFP2-Maske tragen.

Manche werden noch älter…

Die Regenbogenfabrik steht im Gebiet der evangelischen Emmaus-Kirche auf dem Lausitzer Platz. Gegründet wurde die Emmaus-Gemeinde 1887, sie wird am 24. März exakt 135 Jahre alt. Die „Mutter“, die St.-Thomas-Gemeinde, hatte damals schon über 130.000 Gemeindeglieder, weshalb es dringend nötig wurde, mit Emmaus eine Tochter-Gemeinde auszugründen, eine weitere Kirche in der dichtbevölkerten Luisenstadt zu bauen.

Die St.-Thomas-Kirche auf dem Mariannenplatz wurde 1869 eingeweiht. Die Kirche hat sozusagen zum 150. Geburtstag ein Buch geschenkt bekommen, keinen Blog, aber immerhin. Das Buch heißt „Kirche auf der Grenze – Die St.-Thomas-Kirche in über 150 Jahren Berliner Geschichte“. Es ist kein typischer Kirchenführer geworden. Es ist eine Art Spaziergang aus der Kirche heraus, durch die Luisenstadt, durch SO36 und wieder in die größte städtische Kirche Berlins hinein.
Die größte? Ja, der Dom ist größer, aber kaiserlich geprägt, hingegen wurde St. Thomas vom Berliner Magistrat beauftragt. Bei der Lektüre erfährt man, dass St. Thomas weitere Rekorde aufweist: Beispielsweise stand keine Kirche dichter an der DDR-Mauer. Aber nicht nur deshalb ist St. Thomas die „Kirche auf der Grenze“. In zehn Kapiteln, den „Grenzfällen“, habe ich als Autor die vielen Geschichten gegliedert. Es geht um die Grenzen zwischen reich und arm, vor allem in den ersten hundert Jahren. Es geht um die Grenzen zwischen Spekulanten und Hausbesetzern: Keine Kirchengemeinde hatte in ihrem Gebiet mehr Hausbesetzungen zu verzeichnen als St. Thomas.
Und es wird erzählt, wie gerade Christen die „Strategien für Kreuzberg“ prägten, die Frieden schufen. Und trotzdem gab es im Schatten der Kirche die Mai-Krawalle, Todesschüsse an der Mauer und vor allem die Verbrechen der nationalsozialistischen Zeit. Die Grenze zwischen Christen und Nationalsozialisten, die sich Christen nannten, werden beschrieben. Die Ausgrenzung von Christen jüdischer Herkunft. Ein Vorgang bar jeder Logik und Menschlichkeit, wie auch das kirchliche Zwangsarbeiterlager neben dem St.-Thomas-Friedhof an der Hermannstraße.

Ich bin nicht nur Autor, sondern auch Stadtbilderklärer, habe als solcher auch mal in der Regenbogenfabrik arbeiten dürfen. Vielleicht ist das Buch auch deshalb mehr als eine Baubeschreibung. Es ging mir darum, dass man beim Lesen durch die Straßen, um die Kirche, durch die Zeiten wandert und sich Zusammenhänge auftun. Dass man sogar gedanklich bis nach Indien wandert, über das Kreuzberg der vielen Herkünfte liest. Als Autor ist man betriebsblind, aber als ich gebeten wurde, für diesen Geburtstags-Blog mein Geburtstags-St.-Thomas-Buch zu beschreiben, konnte ich nach einem Jahr erfreulicher Reaktionen gerne zusagen. Viele haben gesagt und geschrieben: Leute, das Buch lohnt sich! Schaut mal rein:

288 bunte Seiten, erschienen 2021 im Kunstverlag Josef Fink, vier vergleichende Karten der Luisenstadt von Gerd Gauglitz, als Kapitel-Auftakt jeweils bunte Grafiken von Michael Riese, flottes Layout von tiff.any am Paul-Lincke-Ufer, für tatsächlich nur 20 Euro im Buchhandel oder der Thomas-Kirche zu bekommen – kurz: Ein echtes Kiezgeschenk! Sagt schon mal der Autor: Jodock

2020 | Die Stimmung der Welt

Dies ist die Erinnerung an einen Abend, an dem wir schon über Corona redeten, aber überhaupt nicht ahnten, was uns ins Haus stehen könnte. Was für ein Glück, dass wir uns nochmal verzaubern lassen konnten von dieser ungewöhnlichen Buchvorstellung.

Jede:r hat von Johann Sebastian Bachs Wohltemperiertem Klavier gehört – aber über seine Reise nach Fis-Dur weiß kaum jemand etwas.

Im März des Jahres 1700, kurz vor seinem fünfzehnten Geburtstag, macht Johann Sebastian Bach sich auf den Weg. Sein Ziel: die vollkommene Musik zu schaffen, eine Musik, die Himmel und Erde in Harmonie vereint.

Seine Suche führt ihn schließlich nach Lübeck, wo er Andreas Werckmeister und die wohltemperierte Stimmung kennenlernt. In dieser Stimmung – das ist neu! – kann man alles spielen, alle Tonarten, in Dur und in Moll. Aber die Vollkommenheit hat ihren Preis: Alle Töne werden ein bisschen »temperiert«, das heißt verfälscht, die Musik hat von nun an einen Hauch von Künstlichkeit. Und nicht nur die Töne, auch die Natur und die Menschen werden temperiert.

Gärten werden mit geometrischer Exaktheit angelegt, Flüsse kanalisiert, Städte neu entworfen. Die Nacht wird durch die Straßenbeleuchtung zum Tag, die Taschenuhr erlaubt es, die Zeit mitzunehmen, die Stimmgabel den Chorton. Der Weg in eine künstliche Welt hat begonnen.

Als Bach das Wohltemperierte Klavier vollendet hat, befällt ihn der abgrundtiefe Zweifel: Ist dieses Werk nicht » nur von dieser Welt «, perfekt, künstlich, profan?

»Bachs Leben besteht für uns vor allem aus biographischen Lücken. Man weiß einiges, aber man weiß vieles nicht. Diese Lücken sind die Chance für den Romancier. Die Fakten waren meine Fessel, aber sie waren auch meine Inspirationsquelle. Frei im Sinne von willkürlich erfunden habe ich nichts.« Jens Johler.

Jens Johler las aus seinem Buch, Christine Kessler spielte dazu passend ausgewählte Musik von Bach auf dem Cembalo.

1981 | Besetzung Heilehaus

Wir gratulieren dem Heilehaus zum 41. Geburtstag! ´Zu diesem Anlass zeigen wir den Weg zum Film

Carlos – Der Heilehausfilm
„Barfussmedizin im Dschungel der Großstadt“

http://rbo-berlin.de/

Der Film ist 1984 entstanden, finanziert durch „Initiativen vor Ort-Stadtteilgruppen aus Kreuzberg stellen sich vor“, ein Projekt im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1984, gefördert durch den Senat für Bau- und Wohnungswesen.

Drehbuch und Musikauswahl: Heilehauscrew und Benno Wenz
Kamera, Regie und Schnitt: Benno Wenz
Originalton und Mischung: Th. Knüppel
Sprecher: H. Eckhardt

Der Film wurde 2021 wiederaufbereitet
Bildbearbeitung: Screenshot Berlin
Tonbearbeitung: Caroline Moos

Wer nochmal zur Geschichte des Heilehauses nachlesen will, wird hier fündig:
https://heilehaus-berlin.de/geschichte/
https://dann-machen-wir-es-selbst.org/materialien#heilehaus