Also auf jeden Fall das, was die Firma Wildwuchs für uns fertig gestellt hat.
Wir möchten dann bald noch das Holz der Bühne erneuern und darum herum ist sicher auch noch einiges zu tun.
Dank an alle, die dazu geholfen haben! Geplant und organisiert, nie locker gelassen. Unterstützer:innen gewonnen und Fundraising gestartet haben. Und nie den Mut verloren haben, wenn es sich immer noch länger hinzog, bis angefangen werden konnte.
Unser Geburtstagsjahr ist fast vorbei. Wir haben uns alte Geschichten und viele Erinnerungen vorgenommen. Manchmal haben wir uns zart an die Zukunft rangerobbt.
Alles wandelt sich, nichts bleibt. Und das scheint uns auch ganz und gar sichtbar in den Plakaten und Einladungen zu den Festen der Fabrik. Wir haben sie mal nach jeweils zehn Jahren gruppiert. Erst haben wir nach den Jubiläumsparties Ausschau gehalten, doch da gab es nicht immer ein Fest. Gewiss aus ganz verschiedenen Gründen. Für die erste Dekade, für die die Erinnerung schon dünn ist, kann auch angenommen werden, dass die Plakate alle als Schmierpapier geendet sind. Vielmals reichte wohl auch eine Anzeige in der taz oder im Südost Express. Und sobald die Musik zu hören war, sind die Kinder sowieso gekommen. Auch bunt ist es erst später geworden, wenn Farbe im Spiel war, dann ist es schwarz auf buntem Papier. Geld war knapp und die Vervielfältigung war auch noch nicht so einfach wie heute. Doch zum 9. Geburtstag hat sich der Regenbogen das erste Mal auf dem Plakat durchgesetzt.
Und hier die zweite Dekade, nicht immer zum Geburtstag; da scheint uns nach all den Anstrengungen der Wiederbesetzung das Feiern doch mal vergangen zu sein. Doch dann hat es die Feier zur Volljährigkeit der Fabrik wieder rausgerissen.
1991
1993
1996
1997
1999
2000
In der dritten Dekade setzt sich bei der Gestaltung offensichtlich zunehmend die Arbeit am Computer durch. Das Sommerfest ist hier stellvertretend für eine längere Reihe „RegenbogenKONZERTE“. Da waren alle Plakate streng in schwarz-weiß gehalten. Die Einladung zum Richtfest ist auch ein Indiz dafür, dass die großen Feiern nicht dran waren, statt dessen alle Gelegenheiten wie eben ein Richtfest genutzt wurden, um die Freund:innen der Regenbogenfabrik zusammenzubringen.
2001
2001
2003
2005
2006
2007
2007
2009
2010
Und nun die letzten zehn Jahre: erst ein rundes Jubiläum, dann die finanziellen Sorgen durch die Kosten der Erbpacht, die uns darauf bringen, es mit Soliparties zu versuchen. Und dann mündet alles in der Pandemie und für 2022 ist uns noch immer nicht klar, ab wann wir wieder entspannt dem Feiern und der Kultur huldigen können.
2011
2012
2012
2013
2014
2015
2016
2017
2018
2019
2020
2021
Kleiner Nachspann: Manche Plakate waren nur mit Detektivarbeit und Knobelei dem richtigen Datum zuzuweisen. Jahreszahlen waren früher nicht so oft auf den Plakaten. Doch der Wochentag brachte dann doch den hilfreichen Hinweis, welches Jahr gemeint sein könnte. Es gab aber auch Plakate, da braucht es die echte Erinnerung. Bei diesen hier haben wir keine Hinweise gefunden. Beide Plakate haben den Charme, dass mensch sie ganz nachhaltig jedes Jahr neu hätte nutzen können. Also: wer weiß, wann das war?
Kannst du dich kurz vorstellen, seit wann du in der Regenbogenfabrik bist und was du machst?
Ich bin Conny, Handwerkerin. Mitte März 2015 wurde mir die Fortführung der Selbsthilfe-Holzwerkstatt anvertraut.
Was hast du für eine Ausbildung gemacht?
Ich habe 1998 meine Ausbildung zur Tischlerin in Weinheim beendet.
Kommst du aus Berlin? Was magst du an der Stadt und an dem Viertel?
Ich bin 2010 aus dem Rhein – Neckar – Dreieck nach Berlin gezogen, weil es hier so schön bunt, laut und dreckig ist. Und freier. Zumindest fühlt es sich meist so an. Kreuzberg habe ich schon in meiner Jugend oft besucht und geliebt und ich bin sehr, sehr froh, dass ich hier leben kann. Und Kreuzberg auch ;).
Warum und wie bist du zur Regenbogenfabrik gekommen?
Ich habe von der Stellenausschreibung über eine Freundin und dem Berliner Tischlerinnen – Netzwerk erfahren. Ich wollte schon länger lieber gemeinnützig arbeiten und/oder mein Wissen weitergeben. Dies nun hauptberuflich in einem Kollektiv tun zu können. war ein ideales Angebot für mich. Juchhu!
Passt!
Ist Schreinerei eigentlich ein typisch maskulin besetzter Bereich? Was denkst du davon als Frau?
Ja, es gibt definitiv noch mehr Männer als Frauen in den Tischlereien. Damals war ich die einzige Frau, die nach der Ausbildung auch in der Werkstatt weitergearbeitet hat. Aber es wurden in den letzten 20 Jahren immer mehr Frauen Tischlerinnen oder Holz – Handwerkerinnen. Finde ich gut und aber eigentlich auch ganz normal bzw. egal. Für mich gibt es keine geschlechterspezifischen Zuordnungen, die dann vermeintlich dies oder das besser können, Mensch ist Mensch und jede:r hat andere Interessen, Stärken und Fähigkeiten.
Was war die komischste Sache, die du anfertigen musstest? Die schwierigste? Deine Lieblingssache?
Das riesige „Hamsterrad“ für einen Menschen, der beim Arbeiten am Computer gehen wollte, haha, das war echt gut. Ich dachte zuerst, er macht nen Witz.
Wer ahnt denn schon, was das werden könnte …
Das ist es schon vorstellbar, das Hamsterrad
Hamsterrad in Aktion
Ein Bauklotz – Modell eines Gebäudes mit unglaublich vielen Schrägen und ungewöhnlichen Winkeln, da dachte ich zwischendurch: Hilfe, das bekomme ich doch nicht gesägt, aber es ist nach der Herstellung einiger Schablonen und Sägehilfen toll gelungen.
Kommode?
Das „Schönste“ aus der letzten Zeit waren meine St. Pauli – Tigerenten, die im Lockdown 2020 entstanden sind; die haben meiner Seele damals sehr gutgetan. Aber hier wurden schon sehr viele Sachen gebaut oder repariert, die mit leuchtenden Augen nach Hause getragen wurden. Das tut gut, wenn die Menschen ihre Vorhaben mit unserer Hilfe hier gut umsetzen konnten.
St. Pauli Tiger-Enten
Wie sieht so ein typischer Tag in der Holzwerkstatt für dich aus? Was ist die typische Arbeit, die du hier leistest?
Wir machen Termine mit den Menschen, die hier etwas bauen oder reparieren wollen. Das ist so unterschiedlich und interessant, was hier umgesetzt wird. Neben klassischen Wackel-Stuhlreparaturen, Tisch- oder Bettbau, Regale, Hocker, Nachttische, Kommoden, Küchenschränke wollen auch Schmuckkästchen, Schachbretter, Urnen, etwas Restaurationen, Musik-Boxen, Bilderrahmen, Weihnachtsschmuck, Schnitzarbeiten, Campingbus-Ausbauten, Longboards und vieles mehr angefertigt werden.
Schubladen
Ich unterstütze die Menschen je nach Fähigkeiten, gelegentlich schon bei der Vorplanung, Konstruktion und richtiger Holzauswahl, zeige ihnen, wie die Werkzeuge und Maschinen sicher bedient werden und erkläre die Vorgehensweisen beim Bauen. Manche, die hierher kommen, brauchen nur den Raum und die Maschinen, in dem sie Lärm und Staub machen können. Andere wagen sich an ihre ersten Holzbearbeitungsprojekte.
Tischplatte
Gelegentlich gebe ich auch themenbezogene Workshops oder veranstalte Werken mit Kindergruppen.
Schraubzwingen im Einsatz
Vor Corona waren meist 2 – 4 holzwerkende Gäste am Tag da. Aktuell bearbeiten wir eher Aufträge zur Finanzierung der Werkstatt und / oder kümmern uns um interne Baustellen. Zudem beantworte ich Anfragen per Mail, renne an das klingelnde Telefon, wenn die Maschinen nicht gerade dröhnen oder beantworte die Fragen von hereinschauenden Menschen an der Tür. Ach ja, und unzählige spontane Zuschnitte oder Bohrungen, weil „ich ja nur das Brett abgeschnitten haben will / hier ein Loch brauche“.
Leute, bitte meldet Euch telefonisch an 😉 !!
Auch die Buchhaltung gehört zu den Monatsaufgaben.
Außerhalb der Holzarbeit, was sind deine Aufgaben?
Ich besuche regelmäßig das Plenum unseres Kollektivs, engagiere mich in diversen Arbeitsgruppen und bin auch oft für Instandhaltungsarbeiten in der gesamten Regenbogenfabrik eingespannt.
Wie stellst du dir die Zukunft in der Selbsthilfewerkstatt vor?
Ich wünsche mir, dass ich hier noch lange wirken kann. Dass wir gemeinsam die finanziellen Mittel aufbringen können, um alle Arbeitsbereiche in der Regenbogenfabrik am Laufen zu halten. Weiterhin ein selbstbestimmtes, aber eben auch verantwortliches Handeln und Arbeiten. Ich freue mich auf die kommenden verrückten, schönen und/ oder anspruchsvollen Projekte und Ideen, die da kommen werden.
Wer hat schon die neugierigen Blicke der Kund:innen und zur selben Zeit die genervten Blicke der Kassierer:innen erlebt, wenn man auf einmal an der Kasse steht mit 200 Eiern im Einkaufswagen?
Es ist auch ein schönes Gefühl, von einem Kind mit runden Augen angestarrt zu werden, wenn man mit 15 kg Bananen den Laden verlässt.
Ich hatte das Privileg, für etwa zwei Wochen diese Situationen zu erleben, die mir sonst nie passiert wären, obwohl ich Omelette ganz gerne habe.
Ich bin Freiwillige in der Regenbogenfabrik, eigentlich eher im Kulturbereich, aber seitdem ich hier bin, bin ich im Einsatz wie eine Wetterfahne; in einer Richtung und dann die andere. Ich konnte schon im Hostel mithelfen, habe ein Praktikum in der Holzwerkstatt gemacht und bin täglich auch Journalistin für den Geburtstags-Blog. Mein letztes Abenteuer brachte mich in die Küche, wo sich Corona-Fall und Urlaub überschnitten hatten und meine Unterstützung gebraucht wurde. Die Kantine in der Regenbogenfabrik bereitet Essen für die Kita in der Struktur und für 3 andere Kitas im Bezirk zu. Das sind manchmal fast 200 Kinder, die zu füttern sind!
Natürlich war es nicht immer so glamourös, wie in einem 3-Sterne Restaurant (nur manchmal), aber es hat mir einen einzigartigen Einblick gegeben in die Funktionsweise einer professionellen Küche, die für große Mengen kocht. Ich musste um 8:30 meistens da sein, konnte ein schickes Küchenhemd und eine Schürze anziehen und dann ging es los. Nach ein paar Tagen habe ich mir auch das Piratentuch für die Haare angeeignet, das fast jede:r anhatte, weil die Haare lieber nicht im Weg sein sollten.
Am ersten Tag habe ich so viele Kartoffeln geschält, dass ich Blasen an den Händen hatte. Am zweiten Tag habe ich mir beim Lauch hacken in den Finger geschnitten und musste schicke Plastikhandschuhe für den Rest der Schicht tragen. Am Ende der zwei Wochen waren meine Hände abgehärtet. Alles hat sich gelohnt!
Einkaufen gehen, Kisten tragen, Essen im Anhänger liefern, Schälen, Schneiden, Hacken, Wiegen, Einpacken, Putzen, selber Essen. Wie eine gut geölte Maschine funktioniert die Küche – von Montag bis Freitag. Jede:r hat ihre_seine Rolle und weiß (ungefähr). was als nächstes zu tun ist. Manchmal stand ich in der Mitte mit großen Augen und wartete auf Aufgaben, während sich alles um mich wie ein Wirbelwind bewegte.
In der Regenbogenfabrik fühlt es sich für mich so an, als ob ich jedes Mal, wenn ich in einem anderen Bereich mitmache, einen Stern bekomme und am Ende erreiche ich die volle Sammlung.
Vielleicht kriegt man dann eine Belohnung? Ich ermittle weiter.