Regenbogenfabrik Blog – Margaux Blache

Ich habe ein Jahr in der Regenbogenfabrik gearbeitet – eigentlich war es ein bisschen weniger. Corona hat leider meinen Freiwilligendienst in der Fabrik verkürzt.

Anfangs arbeitete ich im Café, zusammen mit Reiner und Lars, danach im Kulturbereich mit Christine und Andy und am Ende einen Monat in der Kantine. Ich habe auch von Johanna gelernt, wie man strickt!

Meine Lieblings-Kulturveranstaltung war der «Mitsing-Abend».

Das kleine Café war voll; wir hatten sogar Kartonschachteln als extra Stühle verwendet und es wurden viele Biere von «Quartiermeister» konsumiert. Die Stimmung zwischen Kerzenlicht und Lachen war sehr fröhlich und den ganzen Abend über wurden Lieder gesungen, die ich noch nie gehört hatte, was eventuell daran liegt, dass ich keine deutsche Frau oder einfach ein bisschen zu jung für dieses Repertoire bin. Viele Lieder mochte ich und höre noch immer gern die Playlist von diesem Abend. Alle haben zusammen gesungen und es war so schön, so viele Menschen in Harmonie zu sehen.

Auch, wenn ich meine verschiedenen Aktivitäten in den drei Bereichen genossen habe, waren der Lieblingsteil meines Freiwilligendienstes die Geschichten, die ich gehört habe. So unterhielt ich mich mehrmals über die Geschichte der Fabrik mit Andy und Christine und war immer wieder fasziniert davon. Für mich war es am Anfang unvorstellbar, dass eine Gruppe von engagierten Menschen mit nichts anderem als ihrem großen Willen so viel geschafft hatte. Ich habe mich mehr und mehr für die Geschichte dieses Ortes und seiner Menschen interessiert und eine Menge von ihnen gelernt. Nämlich: Dass die Fabrik nicht in einer Nacht aufgebaut wurde, sondern mit Zeit, Liebe und Mühe – und sie entwickelt sich immer noch weiter.

Ich bin immer mit dem Gedanken aufgewachsen, dass es für nichts Zeit gibt. Man muss immer schnell und effizient sein – und immer weiter gehen.

Je früher, desto besser. Dieser Philosophie folgend habe mich immer unter Druck gesetzt gefühlt. Mein Jahr als Freiwillige war als Pause zwischen meinem Bachelor und Master gedacht. Die Idee war, mir Zeit zu lassen; es hat mir aber viel mehr als Zeit gebracht:

In der Regenbogenfabrik habe ich ganz neue Perspektiven entdeckt und dass es noch viel mehr Möglichkeiten gibt, als einen klaren Weg, der von anderen entschieden wird. Die Erfahrung in der Regenbogenfabrik erlaubte mir, mich selbst zu finden und seitdem weiß ich, dass jede schöne Erfahrung Zeit braucht: Denn solange ich mit mir selbst im Reinen bin, wird alles gut.