2010 | Veranstaltung zum Fabrikgeburtstag: Behutsame Stadterneuerung – gestern, heute und auch morgen? Offenes Sofagespräch mit Zeitzeug:innen und Bildern aus den 80er Jahren

Hier einige Impressionen aus dem Vortrag von Kostas Kouvelis. Die 80er lassen grüßen.

Stadtentwicklung hat niemanden kalt gelassen und es war aufregend, dass so viel und so differenziert darüber in der Öffentlichkeit gesprochen wurde. Und wie mensch sieht, es war mehr als genug zu tun.

Bleischleuder „Sonnenschein“ besetzt

Sonnenschein, eine Firma im Bezirk Tempelhof.
Die Recherche im Internet ergibt zwei spannende Quellen. Wikipedia erzählt die Entstehungsgeschichte der Firma Sonnenschein, das ist auch Industriegeschichte Berlins: „Die Gründung erfolgt durch Theodor Sonnenschein, einen Schüler Max Plancks, im Jahre 1910 in Berlin. Akkumulatoren hatte Sonnenschein schon während seines Studiums hergestellt.“

„Im Jahr 1918 tritt Clemens Jonen, der Schwager von Sonnenschein, in die Firma ein und übernimmt die Accumulatorenfabrik Sonnenschein 1926 gänzlich. Im Jahr 1957 verstirbt Clemens Jonen und die nächste Generation übernimmt die Firma in Gestalt von Marie-Luise Schwarz-Schilling (geb. Jonen) und ihrem Ehemann Christian Schwarz-Schilling.“
Was der Artikel nicht wiedergibt:
In den 80er Jahren ist Christian Schwarz-Schilling Postminister in Bonn. Dazu ist viel auch zu lesen bei Klaus Pokatzky in der Zeit:
https://www.zeit.de/1985/08/blei-in-der-luft

„Bis 1936 produziert man in Alt-Moabit 104, dann wird es zu eng und es folgt 1936 der Umzug in die Huttenstraße 63–64. Nachdem der Bedarf nach Akkumulatoren immer noch steigt, erfolgt 1938 der Umzug in ein neues Werk in der Fritz-Werner-Straße 68 in Berlin-Mariendorf, in der Nähe des Daimler-Motoren-Werks. Auf dem dazugehörigen Werksgelände Untertürkheimer Str. 22–26 befand sich ein Lager mit drei Baracken für 40 bis 80 sowjetische Zwangsarbeiter. Das Werk wird 1945 durch Bomben zu 2/3 zerstört.
Nach dem Krieg wird das Werk wieder in Betrieb genommen. Im Jahr 1995 wird es geschlossen, nachdem eine Produktion von KfZ-Starterbatterien in Berlin nicht mehr wirtschaftlich ist.“

„In den 1980er Jahren baute Sonnenschein in Porto Alto, Portugal und Nigeria Auslandsfabrikationsstätten. Beide Fabriken wurden später verkauft.“
Doch das ist eine andere Geschichte. Der heutige Beitrag würdigt eine Aktion gegen die Firma Sonnenschein im Jahre 1985.

Flugblatt der Initiative „Schließt endlich Sonnenschein!“

Fotos: Michael Hughes

1981 | Besetzung Heilehaus

Wir gratulieren dem Heilehaus zum 41. Geburtstag! ´Zu diesem Anlass zeigen wir den Weg zum Film

Carlos – Der Heilehausfilm
„Barfussmedizin im Dschungel der Großstadt“

http://rbo-berlin.de/

Der Film ist 1984 entstanden, finanziert durch „Initiativen vor Ort-Stadtteilgruppen aus Kreuzberg stellen sich vor“, ein Projekt im Rahmen der Internationalen Bauausstellung 1984, gefördert durch den Senat für Bau- und Wohnungswesen.

Drehbuch und Musikauswahl: Heilehauscrew und Benno Wenz
Kamera, Regie und Schnitt: Benno Wenz
Originalton und Mischung: Th. Knüppel
Sprecher: H. Eckhardt

Der Film wurde 2021 wiederaufbereitet
Bildbearbeitung: Screenshot Berlin
Tonbearbeitung: Caroline Moos

Wer nochmal zur Geschichte des Heilehauses nachlesen will, wird hier fündig:
https://heilehaus-berlin.de/geschichte/
https://dann-machen-wir-es-selbst.org/materialien#heilehaus

Damals und heute | Kiezdrache gegen Verdrängung – Futura gegen AKW

Rund 1000 Menschen demonstrierten am 17. November 2018 mit einem leuchtenden Kiezdrachen gegen Verdrängung durch den Kreuzberger Kiez. Der Laternenumzug startete am Heinrichplatz und zog vorbei an widerständigen Hausgemeinschaften und Projekten, die durch teure Mieten und von Kündigung bedroht sind.

„Der solidarische Kiezdrache strahlt in vielen Farben, spricht alle Sprachen, hat ein großes Herz und scharfe Zähne, kann sich ganz klein und ganz lang machen, und teure Mieten, Mieterhöhungen und Kündigungen faucht er weg. Er fühlt sich besonders wohl in Kitas und sozialen Einrichtungen. Wenn sie von Verdrängung bedroht sind, fährt er seine Krallen aus. Der Kiezdrache wünscht sich mehr Platz für das Soziale, für Bildung und Betreuung. Er akzeptiert nicht, dass unsere Nachbarschaften von Renditejägern ausverkauft werden. Der Kiezdrache hängt auch in Nachbarschaftstreffs oder in seiner Stammkneipe rum, kehrt auf einen Plausch in den kleinen Läden ein, und kuschelt sich in all unseren Wohnungen gerne auf die Couch – darum kämpft er dafür, dass alle bleiben! (aus dem Aufruf von Bizim-Kiez)

https://www.bizim-kiez.de/blog/2018/11/19/1000-menschen-ziehen-als-kiezdrache-gegen-verdraengung-durch-kreuzberg/?cn-reloaded=1

Hier gibt’s auch einen kleinen Film der Abendschau.

Mich erinnert das an eine entfernte Verwandte des Kiezdrachens. Die Drächin Futura tauchte 1987 in den Berliner Straßen auf. Manche Demo hat sie bestritten, wie die gegen Tschernobyl.

Lang hat sie durchgehalten, doch am 14. August 2015 fand dann ein würdiger Abschied im Regenbogenhof statt: Die Drächin FUTURA wurde von ihren Schöpferinnen nach fast 30 Jahren, in denen sie Begleitung bei mancher Demo war, auseinandermontiert und verbrannt. Von alten Zeiten wurde erzählt und neue Lieder ihr zu Ehren gesungen.

chz