Am 19. September hatte es in der Fabrik noch eine spannende Veranstaltung gegeben: Gewerkschafter aus Westberlin und Westdeutschland trafen sich zu diesen Themen: Betriebsarbeit – Arbeit im Kollektiv, Probleme der Arbeit ob überhaupt und wenn ja wie, Probleme der Gewerkschaftsarbeit (z B Neue Heimat), Anti-AKW Arbeit in den Gewerkschaften. Angezettelt hatten es Leute aus der Regenbogenfabrik, aus der Kottbusserstraße 8 und dem Kerngehäuse in der Cuvrystraße.
Alle waren längst schlafen gegangen, da kam der Alarm. Einer rannte durchs Haus und weckte alle Bewohner:innen. Es war Herbst, schon kalt in der Nacht. Notdürftig zogen sich alle an, packten die Kinder und raus auf den Hof. Jenny, die Jüngste, war ja grad knapp drei Monate.
Die Flammen waren auch auf der Rückseite der Fabrik zu sehen. Und wie lange brauchte verdammt noch mal die Feuerwehr! Und als sie kam, empfanden wir sie erschreckend untätig: „das sind ja nur alte Lagergebäude …“
In dieser Nacht ist keineR mehr schlafen gegangen. In den folgenden Tagen war erst mal Bestandsaufnahme zu machen.
Der Schaden war erheblich, die Gutachter:innen sprachen von 80.000,- DM. Verletzt wurde zum Glück niemand, verwüstet wurde vor allem der Veranstaltungsraum. In Hamburg ging ein „Bekenneranruf“ einer rechtsradikalen Gruppe ein. (Südost Express Extra, September 1983)

Fotos: Kostas Kouvelis
Der Südost Express hat natürlich darüber ausführlich berichtet:

Dieses ist der traurige und auch abstoßende Teil der Geschichte. Doch es gibt auch einen aufbauenden Teil, nämlich die Freude darüber wie viel Solidarität in der Nachbarschaft erfahren durften: so spendeten die Menschen in der Ölberg-Gemeinde großzügig während eines Gottesdienstes. 1.000 DM brachten die Unterstützung für die nun neu einsetzende Aufbauarbeit.
Also ging es bald schon nach dem Aufräumen an die ersten Instandsetzungsarbeiten. Erste Etappe in einer bis heute andauernden Baugeschichte, die auch noch erzählt werden muss.




Titelfoto: Peter Grosch