Neuer Versuch unser Grundwasser zu reinigen

Letztes Jahr im März hatten wir getitelt:
„Unser Grundwasser: Der unsichtbare Schatz“ | zum Weltwassertag am Dienstag, 22.3.22

https://regenbogenfabrik40.blog/2022/03/20/unser-grundwasser-der-unsichtbare-schatz-zum-weltwassertag-am-dienstag-22-3-22/

Doch nicht erst Elon Musk ist mit der kostbaren Ressource Wasser schlampig umgegangen.
Wenn wir unter unseren Füßen graben, dann kommt uns die alte industrielle Geschichte des Bezirks entgegen. Konkret vor Ort heißt das: 1978 wurde die Chemische Fabrik Albert Carl hier am Ort geschlossen. Die chemischen Stoffe, durch die unser Gelände schon so lange belastet ist, sind sogenannte Chlorkohlenwasserstoffe (CKW). Diese Stoffe werden in der Regel als Lösemittel, zur Entfettung und in der chemischen Reinigung eingesetzt.

https://regenbogenfabrik40.blog/2021/12/31/1978-schliesung-der-chemischen-fabrik-albert-carl-co-gmbh/

Oberflächlich scheint heute alles ok. Der Boden wurde in den 80er Jahren ausgetauscht, https://regenbogenfabrik40.blog/2021/11/21/1982-die-hinterlassenschaften-der-ehemaligen-chemiefabrik-machen-einen-bodenaustausch-notwendig/

Die Bäume gedeihen so gut es in den trockenen Sommern möglich ist. Doch weiter unten im Erdreich wird deutlich: so schnell wird mensch das Gift nicht los. Hier wie dort, die Versprechen des technischen Wandels haben uns viele solcher Hypotheken auferlegt. Gewinne macht die jeweilige GmbH, den Dreck räumt die Gesellschaft weg, in unserem Fall der Berliner Senat.

Hier vor Ort wurde die Kontaminierung zum Glück nicht ignoriert. Doch die Maßnahmen zur Beseitigung des Schadens begleiten uns seit über 40 Jahren!

https://regenbogenfabrik40.blog/2021/05/29/prasentation-von-gunnar-reich/

Für das Grundwasser besteht auch heute noch Alarm. Neue Maßnahmen wurden deshalb in diesem Frühjahr angepackt. Als Pächter des Grundstücks wird die Regenbogenfabrik über den Umwelt-Senat in die Diskussion der Maßnahmen einbezogen.

Ende April 2023 wurde eine neue Kampagne gestartet. Im Rahmen der Bekämpfung der Verseuchung des Grundwasser(becken)s unter der Regenbogenfabrik wurde die sogenannte „Infiltrationsgalerie“ zur Infiltration von Zucker (=Doping für die chlorliebenden Bakterien) in das Grundwasser auf dem Gelände des Chips und der Regenbogenfabrik erweitert. Es wurden also weitere Löcher gebohrt und zwar auf einer Linie von der Feuerwehrzufahrt bis zur Fahrradwerkstatt.

Mit der Bohrfirma hatte der zuständige Projektleiter von der „Beratenden Gesellschaft für Hydrogeologie und Umweltschutz“ abgesprochen, die Belastungen für die Regenbogenfabrik wegen der „sensiblen Nutzung“ möglichst gering zu halten. Es wurde daher keine Baustelle über die gesamte Länge angelegt, sondern für jedes Bohrloch kleinere Wanderbaustellen.

Insgesamt wurden dann 10 Löcher gebohrt, jede „Wanderbaustelle“ war dann jeweils etwa 4m x 7m groß. Hier das Gerät in Aktion, auf diesem Bild noch auf dem ebenfalls betroffenen Geländes des Chip.

Doch damit nicht genug: zur Bekämpfung der Verseuchung des Grundwasserbeckens unter der Regenbogenfabrik wurde zusätzlich eine Pumpe installiert, die das Grundwasserbecken in „Bewegung“ bringen soll, damit die Bakterien besser arbeiten können.

Diese Pumpe steht nun in einem kleinen schallisolierten Container zwischen Weg und Kinderspielpatz, da wo bisher ein kleiner Fahrradständer stand.

Der Zugang zum Grundwasser befindet sich auf dem Weg direkt vor dem vorgesehenen Standort der Pumpe. Eine Wasserleitung zur Pumpe liegt unter dem Boden, so dass der Weg nach Installation der Pumpe wieder frei ist. Die Pumpe soll 3-4 Monate arbeiten.

Natürlich habem wir uns Sorgen gemacht, wie laut so eine Pumpe ist, doch bislang scheint die Schalldämmung ausreichend zu sein.

Die Arbeiten werden vom Mo., 15.05. bis Mi., 17.05. ausgeführt.

Nun drücken wir den Bakterien die Daumen, dass sie die nächsten Monate noch besser als vorher mit den Chlorbiestern zurechtkommen.

Bei uns oben sieht es derzeit so aus:

chz

Give Peace a Chance!

Wie finden wir den Pfad, auf dem wir weiter unser Leben leben können, uns gegenseitig stärken können, ohne dem jeweils aktuellen Darth Vader anheimzufallen. Krieg ist unerbittlich und lässt ein sowohl als auch schlecht zu. Entweder bist du für mich oder gegen mich. Dabei ist die Weisheit von Karl Kraus weiterhin hochaktuell: „Krieg – das ist zuerst die Hoffnung, dass es einem besser gehen wird, hierauf die Erwartung, dass es dem anderen schlechter gehen wird, dann die Genugtuung, dass es dem anderen auch nicht besser geht, und hiernach die Überraschung, daß es beiden schlechter geht.“

Fotos: Sęrife

Am 9.3. hat sie über ihre Fotoauswahl geschrieben: https://regenbogenfabrik40.blog/2022/03/09/frieden-fur-die-ukraine/

Weitergelebte Wohnutopie | Was die taz vor elf Jahren berichtete

Damals stimmte noch: „Viele der Regenbogengarde sind um die 50…“
„… bärtige Bauarbeiter, diskussionsaffine Schwäbinnen, die Regenbogenfabrik war – allein durch das Logo – schon queer, bevor das Wort in aller Munde ankam, und dass es in der Selberbasteln-Fahrradwerkstatt einen Frauentag gibt, mag auf die gepiercten Twentysomethings, die gerade in Berlin in den angeblich heißesten Stadtteil gezogen sind, fast antiquiert wirken. Doch frau kann sich hier noch gut dran erinnern, was frau sich erkämpfen musste.“

Dank für den Artikel an Jenni Zylka!

https://taz.de/!315165/

Den am Schluss des Artikels genannten Film könnt ihr hier sehen:

https://regenbogenfabrik40.blog/2021/03/18/solidarische-okonomie-30-jahre-arbeit-am-regenbogen/

Geburtstagsplakate

Unser Geburtstagsjahr ist fast vorbei. Wir haben uns alte Geschichten und viele Erinnerungen vorgenommen. Manchmal haben wir uns zart an die Zukunft rangerobbt.

Alles wandelt sich, nichts bleibt. Und das scheint uns auch ganz und gar sichtbar in den Plakaten und Einladungen zu den Festen der Fabrik. Wir haben sie mal nach jeweils zehn Jahren gruppiert. Erst haben wir nach den Jubiläumsparties Ausschau gehalten, doch da gab es nicht immer ein Fest. Gewiss aus ganz verschiedenen Gründen. Für die erste Dekade, für die die Erinnerung schon dünn ist, kann auch angenommen werden, dass die Plakate alle als Schmierpapier geendet sind. Vielmals reichte wohl auch eine Anzeige in der taz oder im Südost Express. Und sobald die Musik zu hören war, sind die Kinder sowieso gekommen.
Auch bunt ist es erst später geworden, wenn Farbe im Spiel war, dann ist es schwarz auf buntem Papier. Geld war knapp und die Vervielfältigung war auch noch nicht so einfach wie heute.
Doch zum 9. Geburtstag hat sich der Regenbogen das erste Mal auf dem Plakat durchgesetzt.

Und hier die zweite Dekade, nicht immer zum Geburtstag; da scheint uns nach all den Anstrengungen der Wiederbesetzung das Feiern doch mal vergangen zu sein. Doch dann hat es die Feier zur Volljährigkeit der Fabrik wieder rausgerissen.

In der dritten Dekade setzt sich bei der Gestaltung offensichtlich zunehmend die Arbeit am Computer durch. Das Sommerfest ist hier stellvertretend für eine längere Reihe „RegenbogenKONZERTE“. Da waren alle Plakate streng in schwarz-weiß gehalten. Die Einladung zum Richtfest ist auch ein Indiz dafür, dass die großen Feiern nicht dran waren, statt dessen alle Gelegenheiten wie eben ein Richtfest genutzt wurden, um die Freund:innen der Regenbogenfabrik zusammenzubringen.

Und nun die letzten zehn Jahre: erst ein rundes Jubiläum, dann die finanziellen Sorgen durch die Kosten der Erbpacht, die uns darauf bringen, es mit Soliparties zu versuchen. Und dann mündet alles in der Pandemie und für 2022 ist uns noch immer nicht klar, ab wann wir wieder entspannt dem Feiern und der Kultur huldigen können.

Kleiner Nachspann: Manche Plakate waren nur mit Detektivarbeit und Knobelei dem richtigen Datum zuzuweisen. Jahreszahlen waren früher nicht so oft auf den Plakaten. Doch der Wochentag brachte dann doch den hilfreichen Hinweis, welches Jahr gemeint sein könnte. Es gab aber auch Plakate, da braucht es die echte Erinnerung. Bei diesen hier haben wir keine Hinweise gefunden. Beide Plakate haben den Charme, dass mensch sie ganz nachhaltig jedes Jahr neu hätte nutzen können. Also: wer weiß, wann das war?