In Berlin existierte noch in den 80er Jahren eine Mietpreisbindung für Altbauten, die die Mieten sehr niedrig und auch für sozial Schwache erschwinglich hielt. Abriss und Neubau dagegen ermöglichten Vermietern weit höhere Einnahmen. Um die Genehmigung dafür zu erhalten, mussten Vermieter allerdings nachweisen, dass der „Verfall der Bausubstanz“ so weit fortgeschritten war, dass ein Abriss dringend notwendig schien. Um dies zu erzielen, erwiesen sich zahlreiche Vermieter und Spekulanten als sehr fantasievoll. „Dächer wurden so geschickt abgedeckt, dass der Regen innen an der Wand herunterlaufen kann, Fenster werden herausgeschlagen, damit Feuchtigkeit und Schwamm schneller vorwärts kommen, Wasserrohre werden aus den Wänden gerissen, schöne alte Kachelöfen mit der Spitzhacke demoliert, Löcher in Fußböden geschlagen, Feuer brechen aus unerklärlichen Gründen aus …“ (Bacia/Scherer 1981, S. 99) So wurden allein in Berlin jährlich etwa 3000 Altbauwohnungen durch Abriss zerstört.
Da die Hausbesetzer also auf ein viele Menschen betreffendes und empörendes Problem aufmerksam machten, fiel das Echo der Bevölkerung erstaunlich positiv aus. Das ist umso erstaunlicher, da die Hausbesetzer das Prinzip der Gewaltfreiheit, das die Alternativbewegung der Siebzigerjahre geprägt hatte, zu großen Teilen aufgaben. Zur „Müsli-Fraktion“ hatte sich nun eine autonome „Molli-Fraktion“ gesellt, die den Häuserkampf zu einem „Guerillakrieg gegen das Schweine-System“ ausweiten wollte. Pflastersteine wurden zu Argumenten, während oder nach Demonstrationen wurden gezielt Scheiben von Banken, Konzernen und Behörden eingeworfen, ein Teil der Szene suchte nun vorrangig die militante Konfrontation mit der Polizei, die ihrerseits häufig unnötig brutal gegen Besetzer vorging. Am 22. September 1981 gibt es sogar einen Toten: Der Hausbesetzer Klaus Jürgen Rattay wird während einer Protestdemonstration gegen die gerade erfolgte Räumung eines Hauses von Polizisten auf eine dicht befahrene Straße gedrängt und dort von einem Bus überfahren. Auf den Leichenbegleitschein schreibt ein Polizist unter Angaben zur Person: „berufsmäßiger Chaot“. Die Zeiten wurden härter.
Dennoch ergaben diverse Meinungsumfragen jener Jahre, dass rund 40 Prozent der Bevölkerung Hausbesetzungen akzeptierten. Kirchengemeinden, Mietervereine, Gewerkschaftsgruppen und zahlreiche Prominente übernahmen „Patenschaften“ für besetzte Häuser, Berliner Professoren hielten dort Vorlesungen, 43 Prominente, darunter der Theologe Helmut Gollwitzer, die Schriftstellerin Ingeborg Drewitz, der Staatsrechtler Professor Fritz Eberhard, Mitautor des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, bezogen demonstrativ Zimmer in besetzten Häusern.
Auszug aus: https://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/jugendkulturen-in-deutschland/36244/hausbesetzer-ii
Wie oben zu lesen hatte die Regenbogenfabrik auch Paten zur Unterstützung. Mit dem Stadtteilzentrum und der Ölberg-Gemeinde sind wir bis heute nachbarschaftlich verbunden.