Seit 1991 findet einmal jährlich und an wechselnden Orten in Deutschland das Bundesweite Tischlerinnen*treffen statt. Jedes Jahr übernimmt ein neues, ehrenamtlich arbeitendes Organisationsteam die Verantwortung, konzipiert die viertägige Veranstaltung und bereitet alles vor.
Auch das Team der Regenbogen-Holzwerkstatt hat diese Aufgabe schon übernommen.
Das tischlerinnen*netzwerk schrieb: Es war eine Reaktion auf fehlende Gleichberechtigung und Repräsentation von Frauen* im Handwerk. Damals wie heute sehen sich Frauen*, die in diesem Bereich aktiv sind, mit Vorurteilen, stereotypen Geschlechterzuschreibungen, Benachteiligungen, Nicht-Ernstgenommen werden und Unsichtbarkeit konfrontiert. Der Wunsch nach Vernetzung und Auseinandersetzung mit den Zuständen brachte die Entstehung des Tischlerinnen*treffens voran und war ein wichtiger Schritt aus der gefühlten wie auch tatsächlichen Isolation.
Der Bedarf an Vernetzung und der Schaffung eines Raumes für gegenseitiges Empowerment besteht weiterhin. Die gesellschaftlichen und strukturellen Rahmenbedingungen für Frauen* im Holzhandwerk haben sich in einigen Punkten verbessert. Doch von einer gleichberechtigten Stellung, Vertretung und Behandlung kann in dieser nach wie vor männerdominierten Branche keine Rede sein. Das Tischlerinnen*treffen bietet den Teilnehmerinnen* daher eine einzigartige Plattform, die in ihrem beruflichen Alltag so nicht zur Verfügung steht.
Die Fachtagung dient der Vernetzung, dem Austausch und der Auseinandersetzung mit verschiedenen gesellschaftspolitischen Themen. Hierbei stehen vor allem Geschlechtergerechtigkeit, Gleichstellung, Nachhaltigkeit und Arbeitspolitik im Vordergrund. Die vielfältigen Diskriminierungsmechanismen, denen Tischlerinnen* in ihrem Berufsalltag ausgesetzt sind, können sichtbar gemacht und Lösungsstrategien entwickelt werden.
Workshops und Diskussionsrunden bieten die Möglichkeit der beruflichen Weiterbildung, ein Lernen von und mit Frauen* und ermöglichen das Kennenlernen unterschiedlicher weiblicher Erwerbsbiographien in handwerklichen Berufen. Dazu gehört immer auch Reflektion und Analyse der eigenen Lebenssituation. Gemeinsames Betrachten und Hinterfragen des Rollenverständnisses im Arbeitsalltag zeigen unterschiedliche Handlungsperspektiven auf und die Teilnehmenden können zu mehr Geschlechtergerechtigkeit beitragen.
Die Erweiterung der eigenen Fachkompetenz greift gesellschaftliche Forderungen wie das „Lebenslange Lernen“ auf und stärkt auch das berufliche Selbstvertrauen der Teilnehmenden. Das Tischlerinnen*treffen leistet durch das Angebot einer Plattform für Vernetzung und Informationsaustausch einen wichtigen Beitrag zu politischer Arbeit und dient als Ort, um gesellschaftliche Veränderungsprozesse voranzutreiben.
Über das Treffen hinaus bietet die Homepage www.tischlerinnen.de die Möglichkeit der weiteren Vernetzung und kontinuierlichen Zusammenarbeit – regional und bundesweit.
Dort findet sich auch die aktuelle Info, ob im September das 31. Bundesweite Tischlerinnen*treffen im brandenburgischen Friedrichswalde ausgetragen werden kann. Die Corona-Pandemie überschattet auch dieses Ereignis.
Die Homepage enthält auch ein umfangreiches Archiv zum Stöbern.
Dort kann vieles über die lange Geschichte von Selbstorganisation herausgefunden werden.
Zuguterletzt: die Erklärung für das Gender-Sternchen*
„Mit dem Stern*, den wir hinter Frauen*, Tischlerinnen* usw setzen, erweitern wir den Raum der
geschlechtlichen Zuschreibungen für alle
– die sich als “Frau” bezeichnen und/oder
– die weiblich sozialisiert sind u/o
– die sich keiner klassisch binären geschlechtlichen Kategorie zuordnen wollen / können“
mo dannenmann | Ergänzungen von chz