RegenbogenKino | Katjas Blog-Eintrag

Regenbogenkino – mir wird schon ganz warm zu Mute, wenn ich das Wort höre oder nur daran denke. Und damit verbunden – die Regenbogenfrauen. Chris, Johanna und Christine, die Seelen dieses Kunst- und Begegnungsraumes.

Ich bin durch mein Engagement im ‚Bündnis Griechenlandsolidarität Berlin‘ ins Regenbogenkino gekommen. Wir waren auf der Suche nach einem Ort für regelmäßige Veranstaltungen, für unseren ‚Griechischen Salon‘. Da kam uns das Regenbogenkino in den Sinn und sofort war klar: das isses! Und das war’s.

Man kann es hier im Blog nachlesen, was wir so veranstaltet haben. Das alles nachzufühlen – da wird es schon schwieriger, wenn man’s nicht erlebt hat. Regenbogenfrauen und Griechenlandsolis, schnell ein eingespieltes Team. Das Buffet Berliner Griechenlandspezialitäten ist die Konstante. Die Veranstaltungen sind divers – Vortrag und Diskussion, Musik, Literatur, Film. Immer mit Herzblut, mit Leidenschaft organisiert. Und der Funke springt über. Es sind lebendige Abende, oft bis spät in die Nacht. Keine perfekt durchgestylten Events. Gläserklirren im Hintergrund, Lachen, Streit, Tränen auch.

Neben den zahlreichen ‚Griechischen Salons‘ wird die Vorstellung des neuen Buches von Doğan Akhanlı „Madonnas letzter Traum“ zu einem besonderen Abend für mich. Dieser Roman verknüpft die Situation geflüchteter Juden, die 1942 vor der Türkischen Küste ertranken, mit den Opfern unterlassener Hilfeleistung im Mittelmeer unserer Tage. So bedrückend die Geschichte und die Aussage und dennoch viel Humor in diesem Buch – all das lebt in der dichten Atmosphäre dieses Abends, an dem Doğan Akhanlı, Recai Hallac und ich gemeinsam aus dem Buch lesen und dann mit dem Publikum diskutieren. Begleitet von Patrick Reerink mit seinem Cello.

Für mich persönlich ergibt sich außerdem die Möglichkeit, weitere Veranstaltungen zu organisieren, die nicht direkt mit Griechenland verbunden sind. Anfangs gemeinsam mit meiner wunderbaren Gruppe über die Situation der Geflüchteten in Griechenland. Dann mache ich mich selbständig mit Abenden zum Asylrecht, Initiativen der Geflüchtetenhilfe. Nicht vergessen werde ich einen Filmabend über ein Abschiebegefängnis in Süddeutschland. Unsere Gäste erzählten von ihren persönlichen Erfahrungen von Flucht und Inhaftierung. Von ihrer nach wie vor unsicheren Situation hier. Keine Fiktion mehr, Realität eines Lebenskampfes, vor der wir Zuhörer uns für diese Stunde des Zusammenseins nicht schützen konnten. Das ist in mir geblieben. Ich bin sehr froh und dankbar, dass ich diese Veranstaltungen organisieren durfte. Dass mir das Vertrauen entgegen gebracht wurde und all die Unterstützung.

Voriges Jahr gab es nun dieses abrupte Ende. Unterbrechung, möchte ich hoffnungsvoll berichtigen. Und da kann ich diesen Beitrag nicht beenden, ohne anzufügen, dass ich das Gefühl habe, meine politische Heimat verloren zu haben. Initiativen und Gruppen, mit denen ich sympathisiert, die ich unterstützt und mit denen ich mich verbunden gefühlt habe – ich reibe mir bis heute fassungslos die Augen über unkritisches Folgen und die Verteidigung von autoritärem und selbstherrlichem Regierungshandeln. Über die Diskreditierung Andersdenkender, in einer Zeit, in der Meinungsstreit so wichtig gewesen wäre. Über die Weigerung, eigene Positionen zu erarbeiten. Ich habe sie zumindest nicht wahrgenommen. Das fehlt und diese Lücke zu schließen wird nicht einfach, meine ich. Weil es ja nicht nur um ein Virus geht. Es gibt so viel zu verstehen, so viel zu tun. Ich hoffe, wir sitzen recht bald wieder zusammen im Regenbogenkino und können über all das reden. Ich glaube, das ist der allerbeste Ort dafür.