Juni 1985
Um etwas Geld für die Sanierung der Regenbogenfabrik zu verdienen – das eigentlich immer gebraucht wurde, denn die Fabrik war zu diesem Zeitpunkt in einem desolaten Zustand – trug man uns an, bei einer Kunstaktion der NGBK mit einem Würstchenstand etwas Geld zu verdienen. Freiwillige vor – und es fanden sich vor allem Leute aus der Cafégruppe und der Fahrradwerkstatt, welche sich für die mehrtägigen Dienste eintrugen. Damals wurde viel improvisiert, aber Würstchen braten und Kaffee oder Bier ausschenken, das konnte jeder. Doch man hatte nicht mit der Masse an Besuchern gerechnet – und es gab nicht genügend Geschirr und einer war immer unterwegs, um Nachschub zu besorgen.
Aber das eigentliche Highlight war die Kunstaktion. Dabei hatte man das Wrack eines alten Haveldampfers in den Boden gerammt, so dass das Heck nach oben zeigte. Bei der Aktion – Schiff blau – brachte ein Tanklaster von Linde, flüssigen Stickstoff, welcher über das Schiff gegossen wurde.
Nun lag zu diesem Zeitpunkt ein Tiefdruckgebiet über der Stadt und wir hatten irgendwie schlechte Luft. Jedenfalls war im Nu der ganze Platz – es handelte sich hierbei um die Freifläche am Potsdamer Platz – eingenebelt, so dass man buchstäblich die Hand nicht mehr vorm Gesicht sah. Die Besucher bekamen Panik und rannten davon und am nahe gelegenen Schöneberger Ufer hörte man einen Knall nach dem anderen, als die Autos durch den plötzlich einsetzenden Nebel aufeinander stießen.
Die Feuerwehr kam und löschte und einige Unverdrossene feierten weiter mit Bands, Theater und sonstigen Aktionen. Auf den Schreck hin, lief auch bei uns einiges aus dem Ruder.
Maria