Alles für die Katz?

„Liebe Nachbarinnen und Nachbarn!“
So stand es vor neun Jahren auf dem gerade wiedergefundenen Flugblatt.

„Da unser Hof nun immer grüner wird, wollen wir mit Euch ein Hoffest feiern, mit grillen, Musik und viel Spaß.
Termin: 29.06.2012 ab 17.00 Uhr
Alle sind herzlich eingeladen!
Essen und Getränke bringt jeder selbst mit.
Wir freuen uns auf Euch.
Wera, Peter, Männe und Pamela.“

Wir haben nachgefragt, was es damit auf sich hatte und was seither passiert ist. Also: Alles für die Katz?

Nee, natürlich nicht. Aber die Katzen, „damals“ noch jung und rank, waren schon der Grund in diese dunkle und feuchte Bude im ersten Hinterhaus zu ziehen. Die Tiere sollten raus, wenn ihnen danach war. Dass sie als erstes über die Bäume via Kippfenster in die zweite und sogar dritte Etage einbrachen, steht auf einem anderen Blatt. Der staubiggraubraune und tiefschattige Hof war nicht schön, aber schien uns doch ausreichend, um eine Bierbank rauszustellen. Und es hatte ja auch alles einen gewissen Charme – die Fabrik nebenan, auf Anhieb nette Nachbarn aus denen zum Teil Freunde wurden,  ein Café vor dem Haus, wo man „damals“ noch schön Bierchen trinken konnte …

Es dauerte aber nicht lange, da waren wir in „Peters Biergarten“ vor unser Fenster umgezogen – nicht ohne die Nerven unserer Nachbarn zu strapazieren. Der Versuch, sie zum partyzipieren einzuladen, zog zwar immer viele Kumpels an, aber wenig Nachbarn. Als eine vom Bezirk finanzierte Hofbegrünung anstand, standen wir natürlich Schippe bei Fuß. Das Geld reichte am Ende nur für die Randbepflanzung und ein grünes Skelett um die Mülltonnen. Die restlichen Pläne verliefen im Sand und Schutt des Hinterhofes.

Irgendwann haben wir für Mara neben der Schaukel den ersten Sandkasten ausgehoben. Um nicht völlig auf dem Präsentierteller zu sitzen, kamen Pflanzen dazu – geschenkt, aus dem Wald geklaut, vom Pflanzenbasar. Die wenigsten haben Schatten, Bauschutt, Trockenheit – der Wasseranschluss wurde vom Hausmeister stillgelegt, da könnte ja jeder kommen – und heranwachsende Rabauken – Ups, stand da was? – überlebt. Ein Bambus vom Holländer – seid ihr verrückt, den kriegt ihr nie wieder weg – machte den Anfang als Überlebenskünstler. Inzwischen haben es einige geschafft und weitere Hobbygärtner sind eingestiegen. Kurz: Es ist ganz schön grün geworden. Oder wie es einer aus dem zweiten Hinterhaus formulierte: „Ganz schön spießig, oder?“

Männe und Pamela – mit denen wir heute vor neun Jahren zum Umtrunk geladen haben – sind inzwischen ausgezogen; Die Katzen ziehen längst das Sofa vor und wir sind auch ganz brav geworden. Drum ist es gut und richtig, dass „Peters Biergarten“ langsam aber sicher in Familienbesitz übergegangen ist.

Wera

  • 2008 - vor der Begrünungsaktion