deutsch-polnische Begegnung

Drei Jahre war die Regenbogenfabrik eine von der Stiftung für Jugend und Familie geförderte deutsch-polnische Begegnungsstätte, 1998 bis 2000. Ein großes Abenteuer entwickelte sich da, gab es doch zu diesem Zeitpunkt mit Aloys genau einen Kollegen, der des polnischen überhaupt mächtig und schon jenseits der Oder gewesen war. Wir hatten, mit anderen Worten, eigentlich keine Ahnung. Aber viel Wollen.

1997, bei einem Treffen der „Freunde der Regenbogenfabrik, wurde die Idee das erste Mal vorgestellt und dort wurden wir auf die Stiftung hingewiesen. Wir nahmen die Herausforderung an, stellten im Sommer den Antrag und bekamen kurz vor Beginn des Projekts den ersehnten Bescheid.

Inzwischen hatten wir schon die Fühler ausgestreckt, mit dem Polnischen Sozialrat gesprochen, die ersten Fahrten in die Kreuzberger Städtepartnerstadt Szczecin unternommen und alle Ideen vorangetrieben. Denn wenn schon, denn schon, alle Bereiche der Fabrik sollten in den Genuss der Begegnung kommen und das ist uns gelungen. Das Kino bereitete eine polnische Filmreihe vor, was sie nicht zum ersten Mal taten. Bereits 1993 hatten sie gemeinsam mit dem Kino fsk „Letzte Bilder vom Schiffbruch“ gezeigt, ein Festival osteuropäischer Regisseurinnen.

Doch was bot sich noch für die anderen Fabrikgruppen an? Begegnung funktioniert am besten, wenn Aufgaben gemeinsam gelöst werden. Also heckte die Fahrradwerkstatt eine Radtour entlang der Oder nach Stettin aus, die Holzwerkstatt überlegte sich einen Workshop.

Uns wurde klar, wir lernen jetzt polnisch, ohne Sprachkenntnisse geht gar nichts. Wir entwickelten Seminare, um die Geschichte unserer Nachbarn besser kennenzulernen. Wir hatten feine Bündnispartner, vom Polnischen Sozialrat bis zum Kreuzberg Museum, zur Stettiner Zeitung Kurier Sczczecinski und zu den sogenannten Sozialräten in verschiedenen Stadtteilen von Stettin. Besonders verrückt war der Versuch, das Lernsystem des Tandems auf eine Gruppe zu übertragen. Wir haben sprachlich nicht so viel gelernt, doch uns untereinander recht gut miteinander bekannt gemacht.

Endlich ging es am 4. April 1998 los mit kulturellen Veranstaltungen. Die Literaturvereinigung WIR hatte uns eine großartige Veranstaltung geschenkt: Eine Einladung zur Präsentation „DichterInnen aus dem Dunkel“. Gedichte von Gertrud Kolmar, Grazyna Chrostowska, Zuzanna Ginczanka. Bericht aus Ravensbrück.

Zur Literatur trat die Musik, natürlich, tanzen und Musikhören das geht auch ohne Reden, ohne gemeinsame Sprache und trotzdem kommt ganz viel rüber. So hab ich auch Dikanda aus Szczecin kennengelernt, meine Lieblingsband bis heute .

In die Tiefe gingen wir dann mit Schreibwerkstätten und Übersetzerinnen-Workshops, Filmprojekten und Stammtischen. Es war eine spannende Zeit und schön ist, dass wir über die Jahre hinweg im Kontakt mit Szczecin und mit der Polonia in Berlin immer wieder lehrreiche, spannende, beglückende, Zusammentreffen ermöglichen konnten.

Wirklich wichtig wurden uns da auch die Kochevents, erst mal zu Ostern und zu Weihnachten. Später, nach dem Projektende noch eine Weile als Polnische Woche in der inzwischen aufgebauten Kantine.

Sowieso ist dann eine längere Pause für die deutsch-polnischen Events eingetreten. Ohne Moos war weniger los, wir waren beidseitig anderweitig unterwegs. Und sind auch noch einige krank geworden. Und das Kino wurde ab 2007 umgebaut, 2 Jahre lang. Vorher, 2004, war Ania Krenz noch zu Gast im Regenbogenkino im Rahmen eines internationalen Monats.

2013 haben wir mit einer Boxergeschichte von Ewa Maria Slaska erneut begonnen, der Wiederanfang geschah also noch einmal über die Literatur. Um dann ab 2015 sehr regelmäßig Veranstaltungen in Kooperation mit dem Verein Städtepartner Stettin zu verfolgen. Informationsveranstaltungen zu Stadtgeschichte, Architektur, Stadtentwicklung fanden, durchaus zu unserer Überraschung, ein interessiertes Publikum in Berlin. Auch zur Fête de la Musique haben wir uns zur Promotion einer Band zusammengetan. Mir ist zu Ohren gekommen, das auf diese Weise auch die Menschen im Kulturhaus in Skolwin (auch ein Stadtteil von Szczecin) Lust darauf bekommen haben. Lesungen aus dem Blog von Ewa Maria brachten uns regelmäßig im RegenbogenCafé zusammen. Seit 2016 gehört eine Veranstaltung zum Frauentag unbedingt dazu. 2020 hat es dann leider dazu nicht mehr gereicht. Nun muss der Lockdown langsam zu einem Ende kommen, wir haben weiter viel vor!

Christine