Ich bin eigentlich ganz gerne für mich,

mache öfter auch mal Dinge alleine. Das scheint mir manchmal berechenbarer. Ich bin leicht zu verwirren, zum Beispiel von den vermeintlichen Erwartungen anderer.

Als ich 14 war (ich müsste mal recherchieren was da grad in der Regenbogenfabrik los war…) sah ich im Zeltlager einen Betreuer betrunken am Lagerfeuer sitzen, Gitarre spielen und singen. Ich kann mich genau daran erinnern.

Ich wollte das auch und tue es seitdem (also Gitarre spielen und singen zumindest). Das Praktische ist ja, daß man sich mit der Gitarre beim Singen selber begleiten kann und nicht unbedingt andere Menschen dazu braucht.

Seit 2015 lebe ich nun im 2. HH der Regenbogenfabrik, einem Ort den es «alleine« nicht gegeben hätte. In Wohngemeinschaften hatte ich seit meiner Studienzeit schon immer gewohnt, auch in einer Hausgemeinschaft mit Freunden, die dann irgendwann auseinander ging. Ich freute mich als sich die Möglichkeit bot, in der Regenbogenfabrik einzuziehen.

Als ich schon einige Zeit hier wohnte, fragte Christine mich, ob ich nicht Lust hätte, mit einer Freundin zusammen im Vorprogramm eines Musikers zu spielen, der im Café auftreten wollte. Alleine wäre ich nicht auf die Idee gekommen, so wirklich zugetraut hatte ich es mir nicht. Es funktionierte und es wuchs mehr Musik.

Mittlerweile habe ich sogar das Glück mich nicht mehr nur alleine auf der Gitarre zu begleiten, sondern zu zweit Musik zu machen und in den Räumen dazwischen Musik entstehen zu lassen. Aber das ist noch eine andere Geschichte.

Der erste Mitsingliederabend, der dann nicht der letzte blieb, war auch Christines Idee. Und eine Idee alleine ist dann vielleicht auch nicht genug damit aus einem Abend zwei und aus zweien Viele werden. Es braucht auch einen Ort.

Einen Ort an dem im Hintergrund Menschen und Dinge auf eine Art zusammenwirken die ich nicht überblicke die aber spürbar ist.

Einen Ort der Raum und Boden gibt damit Ideen wachsen können.

Einen Ort der den Satz der oft als Einführung zu den Veranstaltungen gesagt wird «Kultur ist ein Lebensmittel » wirklich verkörpert.

Einen Ort an dem ich das Gefühl habe, nichts darstellen zu müssen, sondern die Musik aus dem Grund machen zu können, aus dem ich sie immer machen wollte: weil sie Lebensmittel ist, Lebensäußerung, weil wir uns in Ihr sehen, weil wir uns begegnen können: Du und Ich.

Weil sie Dir und mir gehört.

Wenn ich die Musik von Gerhard Gundermann und Woody Guthrie höre und Ihre Texte lese, ahne ich, daß die beiden nicht soweit von dieser Haltung entfernt waren.

Die beiden Liedermacher und auch der Roman Früchte des Zorns begleiten mich schon eine Weile. Als ich das Buch vor zwei Jahren erneut las, kamen mir Ihre Lieder in den Sinn. Irgendwie schien es einen inneren Zusammenhang zu geben. Ich hatte nicht das Gefühl etwas dazu zu tun, er war ja da.

Zweimal führte ich das daraus entstandene Programm «Von Gundermann bis Guthrie« live im Regenbogen-Café auf.

Das dritte Mal nun in diesem Jahr sollte ein Stream sein.

Vorher schon wurde ich gefragt, ob ich nicht etwas für den Geburtstagsblog schreiben wollte. Wollen schon, aber was?

Vielleicht etwas über den Gundermann, Guthrie Abend?

Ja, hmmm, schon, mal überlegen … aber was hat das alles miteinander zu tun?

Auch wenn es zwischendurch aufregend und stressig war, fügte sich in den Vorbereitungen zum Livestream und besonders am Tag selber alles zusammen: Technik, Bühnenbild, Ton, Essen, Zeit, Plakat, Ort … Kerstin, Klas, Andy, Lénaïg, Christine, Anna, Ranav, Christian, Regenbogenfabrik: Danke!!

Abends während des Konzertes las ich zwischen den Liedern eine für mich zentrale Stelle aus dem Buch und ich stolperte über den folgenden Satz den der Protagonist Tom Joad, kurz bevor er seine Familie verlassen muss, zu seiner Mutter sagt:

«….Aber jetzt weiß ich, daß einer alleine nichts ist«.

Dieser Satz lässt mich seitdem nicht los.

…Weil einer alleine nichts ist?

Weil eine*r alleine nichts ist.

Jens

Von Gundermann bis Guthrie

Folk-Konzert
Volksmusik von hier und dort
mit Jens Klein-Bösing
in Zusammenarbeit mit 5R Filmproduktion

Aufzeichnung vom Sonntag, 28.02.2021 | 20:30 Uhr | RegenbogenKino

Lieder und Texte von Gerhard Gundermann und Woody Guthrie, John Steinbeck und Verwandten, die zwar nicht von heute sind, aber doch von Dir und mir, vom hier und jetzt und der Welt, in der wir leben, singen.

Lieder, die Spuren suchen und hinterlassen, mehr Fragen haben als Antworten geben und dadurch aktueller denn je sind.

Der Film wurde leider nur bis Anfang April vorgehalten.

Für alle Online-Veranstaltungen gilt, wie bei anderen soziokulturellen Veranstaltungen in der Regenbogenfabrik:

Eintritt frei – Spenden erbeten!

Da wir im Veranstaltungsbereich zur Zeit keine Einnahmen durch Getränkeverkauf und gesammelten Spenden haben, dafür aber viele Kosten (u.a. Personal und Technik), bitten wir zur Unterstützung um Spenden auf unser Konto.

Regenbogenfabrik Block 109 e.V.
GLS-Bank
IBAN: DE96 4306 0967 1101 7086 00

Das Wasser gehört uns allen!

Märchen aus Afrika, erzählt von Karin Bretzinger

– Zum Weltwassertag –
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Berliner Wassertisch statt.

Mo., 22.03.21 | 16:00 Uhr | Livestream aus dem RegenbogenKino

Karin Bretzinger erzählt das Märchen vom riesigen Elefanten, der das Wasser für sich alleine in Besitz nimmt.
Das Wasser, das alle zum Überleben brauchen.

Der Berliner Wassertisch sieht Parallelen zu der Gier der Wasserkonzerne heute.

Die Märchen werden von europäischen und afrikanischen Trommler*innen begleitet.

Im Anschluss zeigen wir einen aktuellen Filmclip über Blue Community Berlin.

Hier geht’s zum Livestream.

Für alle Online-Veranstaltungen gilt, wie bei anderen soziokulturellen Veranstaltungen in der Regenbogenfabrik:

Eintritt frei – Spenden erbeten!

Da wir im Veranstaltungsbereich zur Zeit keine Einnahmen durch Getränkeverkauf und gesammelten Spenden haben, dafür aber viele Kosten (u.a. Personal und Technik), bitten wir zur Unterstützung um Spenden auf unser Konto.

Regenbogenfabrik Block 109 e.V.
GLS-Bank
IBAN: DE96 4306 0967 1101 7086 00

Diese Veranstaltung ist nicht die erste Kooperation zwischen Wassertisch und RegenbogenKino und ist ganz sicher nicht die letzte.

Der Berliner Wassertisch, gegründet 2006, engagierte sich für die Rekommunalisierung der teilprivatisierten Berliner Wasserbetriebe und erreichte diese über den ersten erfolgreichen Volksentscheid in Berlin vor 10 Jahren (13.2.11): 666.235 Berlinerinnen und Berliner stimmten für die Offenlegung der Geheimverträge bei der Privatisierung des Berliner Wassers. Der Startschuss für die Rekommunalisierung der Berliner Wasserbetriebe!

Nun ist unser Wasser wieder in öffentlicher Hand –

Aber es fehlt noch immer die demokratische Kontrolle über das öffentliche Gut Wasser..

Alle Veranstaltungen zum 22. März werden koordiniert und beworben über das breite Bündnis der Blue Community Berlin, dem sich viele Organisationen zusammengeschlossen haben.

Der Bau des Hostels

Durch den Umzug der Musiker in die neu fertiggestellten ( vom Kultursenat geförderten) Musikübungsräume im Keller waren hinten in der Ecke des L-Stücks der Regenbogenfabrik freie Räumlichkeiten entstanden.

Das heißt: sie waren nicht wirklich „frei“, denn unser eifriger Hausmeister Flocki hatte schon immer zum Wohle der Fabrik alle möglichen Sachen gesammelt, die frau/man irgendwann einmal gut würde gebrauchen können. So war jeder freie Winkel gut genutzt.

Trotzdem kam mir angesichts der neuen Gegebenheiten die Idee, hier Übernachtungsmöglichkeiten für Leute mit schmalem Geldbeutel zu schaffen.

Ich kannte von früheren Reisen in den 70er Jahren die günstige Möglichkeit, in sogenannten „SleepInns“ zu nächtigen, beispielsweise in Christiania in Kopenhagen oder in Amsterdam. Das waren meist große Säle oder Fabriketagen ohne feste Strukturen, wo man sich mit oder ohne Bett irgendwo hinpackte, teilweise Schlafsack an Schlafsack. Das kostete nur 3 Gulden, und wenn man sich bereiterklärte, am nächsten Tag auszufegen, durfte man noch einmal umsonst übernachten.

Das war zum einen eine tolle Möglichkeit für Jugendliche (die damals meist per Anhalter unterwegs waren) auch ohne Geld die Welt zu sehen, wurde aber natürlich andererseits von zwielichtigen Gestalten auch zum Klauen, dealen und sonstigen „Schandtaten“ ausgenutzt.

Also: die SleepInns hatten dann doch irgendwann einen schlechten Ruf.

Ganz so strukturlos sollte es bei uns nicht zugehen. Jede/r sollte ein Bett bekommen und auch Duschen und Kochgelegenheit sollte es geben. Aber: es sollte für jede/n erschwinglich sein!

Durch ein solches SleepInn (Arbeitstitel, den wir uns später nur schwer wieder abgewöhnen konnten) würde auch neuer Wind auf die Fabrik kommen: Menschen aus aller Welt würden herumlaufen, in unserem Café frühstücken, Fahrräder aus unserer Fahrradwerkstatt ausleihen, abends unser Kino besuchen oder die gelegentlich stattfindenden Partys bereichern. Nebenbei würde auch ein bisschen Geld hereinkommen, was dringend notwendig war.

Ich fand die Idee klasse und war etwas enttäuscht, als mir auf dem Fabrikplenum großflächig Skepsis entgegenschlug. Es gab viele Einwände und Ängste. „Da kommt doch eh Keener!“ sagten die Einen, „Die machen nur Lärm und alles kaputt!“ die Anderen. Viele befürchteten, dass alles aus dem Ruder laufen könnte, da doch nachts niemand auf der Fabrik war und wir höchstens im nebenan liegenden Wohnhaus vielleicht was mitkriegen würden. Das schlechte Image des „SleepInns“ war da natürlich auch nicht sonderlich hilfreich.

Nach vielen Diskussionen fand die Idee dann aber doch genügend BefürworterInnen. Wir sollten es versuchen…, wenn es nicht klappen würde, könnten wir es ja wieder abschaffen. Die SkeptikerInnen gaben sich erstmal geschlagen und stimmten basisdemokratisch zu.

Eine gewisse Geldsumme musste ja auch bewilligt und zur Verfügung gestellt werden – leihweise, versteht sich, und sollte von den ersten Einnahmen zurückgezahlt werden (was selbstverständlich längst geschehen ist).

Und dann ging es los!

Zuerst musste alles leergeräumt werden. Wohin bloß mit all dem Zeug ??? Ich weiß heute nicht mehr, wie wir das geschafft haben. Es kamen sogar noch Räume zum Vorschein, von denen wir vorher gar nichts gewusst hatten!

Um ehrlich zu sein: die Räumlichkeiten wirkten dunkel, es gab nur wenig bis gar keine Fenster ; die Wände waren bröselig und teilweise feucht; die Raumhöhe ließ auch zu wünschen übrig; Heizung gab es gar keine.

Nun: die Leute sollten ja zum Schlafen hierher kommen, da war das mit der Dunkelheit ja kein vorrangiges Problem – dachten wir uns.

Zuerst mussten unsere Sanitärexperten ran. Die Zentralheizung des Wohnhauses nebenan, betrieben durch ein Blockheizkraftwerk, wurde bis hierher „verlängert“ und Sanitäranschlüsse und Bodenabflüsse verlegt. Die Wände wurden verrigipst, gemalert und gefliest , ein Teppichboden verlegt und schon sah alles viel freundlicher aus. Die „neuen“ Fenster waren gebraucht von irgendwelchen Baustellen in der Nachbarschaft, ebenso so manche Tür und manches Waschbecken. Durch Stellen von Rigipswänden wurden zwei Schlafräume und dazwischen der fensterlose Aufenthaltsraum mit Kühlschrank und Kochgelegenheit geschaffen. Es gab einen Eingangsflur, von dem aus ein Waschraum sowie Herren- und Damen-WC und Duschen zu erreichen waren.

Ganz kurz vor dem geplanten Eröffnungstermin kam der Ikea-Einkauf: 9 Doppelstockbetten, 18 Matratzen, Kopfkissen, Laken und pro Bett eine karierte Wolldecke.

Mein Versuch, Ikea als Sponsor zu gewinnen, da wir doch das komplette SleepInn mit diesen Utensilien ausstatteten, schlug leider fehl.

In einer Nacht schraubten wir zu zweit alle diese Betten zusammen! Die Holzwerkstatt hatte Regale für die Koffer der Gäste gezimmert. Vorhänge wurden genäht. Flyer in verschiedenen Sprachen wurden gedruckt und verteilt. Die Kinder spendierten für jedes Bett ein Kuscheltier.

Sehr erschöpft, aber zufrieden saßen wir dann bei der Einweihungsparty, der viele der Skeptiker allerdings leider fernblieben.

Die aber, die gekommen waren, zeigten sich positiv überrascht, was aus der ehemaligen „Räuberhöhle der Musiker“ doch Nettes geworden war.

Wenig später erschien der erste Gast, der auch längere Zeit der einzige blieb: Horst aus Siebenbürgen! Er kam dann noch öfter und war ganz gerührt von unserer ungeteilten großen Aufmerksamkeit.

Wir führten die „vornehmere“ Bezeichnung „Hostel“ ein, und so langsam aber sicher kam Schwung in die Sache!

Kurzum: die Zweifler wurden eines Besseren belehrt und viele haben ihre Ansichten verwundert ändern müssen.