in memoriam – Arno Hoffmann

Unser Regenbogenkollege Arno stammte, wie so einige hier, aus der Pfalz, genauer gesagt aus Zweibrücken. Nach der Schule wurde er dort Autoschlosser. Arno verstand was von Fußball und von gutem Essen. Er ist 55 Jahre alt geworden.

Viele sagen, Achim sei sein bester Freund gewesen, das stimmt wohl. Auch von Achim ist noch zu erzählen. Auf einem Erinnerungsbild bereitet Arno Rahmschnitzel mit Lauchgemüse. Der Lauch war extra für Achim. „Arno glaubte, dass ich Lauch mag“, sagte Achim. „Bis ich mir nach vielen Rahmschnitzeln mit Lauchgemüse ein Herz fasste und Arno die Wahrheit sagte: Ich verabscheue Lauch. Arno brach vor Lachen fast zusammen.“

Arno war der Liebe wegen nach Berlin gekommen. Vielleicht konnte es nur so dazu kommen, Bundeswehrvertriebener, wie viele seiner Freunde, war er nämlich nicht. Erst zog er in der Regenbogenfabrik ein, doch einige Jahre hat Arno in anderen Stadtteilen Berlins gewohnt, über Achim blieb er immer Kontakt. 1996, nach dem Tod seiner Liebsten, zog er zurück in die Regenbogenfabrik und gehörte wieder zur Baugruppe.

Die Baugruppe! So einige gute Taten hat diese vollbracht. Wartungsarbeiten an Heizung, Licht, Lüftung und mehr. Instandsetzungsarbeiten am Gebäude, name it, Fliesenarbeiten, kleinere Reparaturen am Dach, Anbringen von Schildern, Malerarbeiten im Innen- und Außenbereich. Was halt an so einem alten Gebäude und bei großer Nutzung so anfällt. Auch hausmeisterlich ist die Baugruppe unterwegs, vom Ölen der Türen bis zur Reparatur von Schlössern.

Die größten Herausforderungen begannen 2007, als an mehreren Stellen gleichzeitig die Fabrik eine richtige Runderneuerung bekam: Sowohl das riesige Dach des Kinos wurde komplett erneuert, als auch ein ganzer Gebäudeteil neu errichtet.

2006 | Arno und der Minibagger

Mai 2007, Arno kippte auf der Baustelle um. Knallharte Diagnose: Tumor im Kopf, noch zwei Jahre Leben. Arno hat dann nicht mehr gearbeitet, aber er blieb in der Regenbogenfabrik.
„Wir glaubten, Arno wäre die Ausnahme, der eine von hundert, der durchkommt“, sagte Achim später. Arno kam nicht durch. Als es zu Ende ging, zog er zurück in die Pfalz. Wir waren eine ziemlich verstörte und traurige Gruppe, als wir ihn in Schönefeld verabschiedeten. Zwei Jahre nach der Krebsdiagnose ist Arno in seinem Elternhaus in Zweibrücken gestorben.

RIP Christian

Einschlafen dürfen, wenn man das Leben nicht mehr selbst gestalten kann, ist der Weg zur Freiheit und Trost für alle.

Schreiben so schlaue und sprachgewaltige Leute wie Hermann Hesse.

Aber, verdammt, erst mal tuts weh! Trost ist erst mal ein Versprechen aus der Zukunft.

Manche Menschen lernt man erst kennen, wenn sie uns verlassen und wir mühsam zusammentragen, was wir von ihnen gewusst haben. Manche haben lange schwer an ihrem Leben getragen, doch wir wussten nicht, wie wir sie entlasten konnten.

Nun gehst du vor, wo wir alle mal hinkommen. Keiner wird uns sagen, wie es dort sein wird. So bleibt, dass wir nach denen sehen, die jetzt noch bleiben und dass es ihnen gut geht. Vor allem denen, die dir zuletzt zur Seite gestanden haben.

Christian, gestorben am 24.4.21 bestattet am 11.5.21

2021 Beisetzung Christian

Willi Jonathan

Willi Jonathan Merian wurde am 25.3.1985 in Berlin-Kreuzberg geboren. Aufgewachsen ist Willi in der Regenbogenfabrik, in der beide Eltern lebten und arbeiteten.

Gerade an seinem Wunschort und -ziel als Student der Seeverkehrs- und Hafenwirtschaft in Elsfleth angekommen, ist er dort am 8.4.2008 gestorben. Er hatte noch so viel vor …

Während der Trauerfeier für Willi am 29.4.2008 hat unsere Freundin Eva Schaaf die Trauerrede gehalten. Darin zitierte sie auch Erich Fried:

Was es ist

Es ist Unsinn
Sagt die Vernunft
Es ist was es ist
Sagt die Liebe

Es ist Unglück
Sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
Sagt die Angst

Sagt die Einsicht
Es ist was es ist
Sagt die Liebe

Es ist lächerlich
Sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
Sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
Sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
Sagt die Liebe

Erich Fried

Regenbogengemeinschafts-Lied

In Anlehnung an das Bürgerlied / Zupfgeigenhansel

Ob wir Fahrrad reparieren,
oder Essen stets servieren
Bau’n mit Beton und Stein im Nu
Ob wir mit Holz und Ton arbeiten
Oder Qualikurse leiten
Das tut, das tut nichts dazu.

Ob wir Öffentlichkeit präsentieren,
Oder im Café Brötchen schmieren
Uns um Kinder kümmern immerzu
Ob vorm PC wir stets sitzen
Oder zu Projektanträgen schwitzen
Das tut, das tut nichts dazu.

Ob wir Kinofilme zeigen
Kultur-, Musik- und Theaterreigen
das Hostel täglich offen und nie zu
Ob wir Stadtteiltouren buchen
Oder Backen Keks und Kuchen
Das tut, das tut nichts dazu.

Aber ob wir Neues bauen,
Oder Altes nur verdauen
Wie das Gras verdaut die Kuh;
Ob wir in der Welt was schaffen,
Oder nur die Welt begaffen
Das tut, das tut was dazu.

Ob im Kopfe etwas Grütze
Und im Herzen Licht und Hitze
Dass es brennt in einem Nu,
Oder ob wir hinter Mauern
stets im Dunkeln träge kauern,
Das tut, das tut was dazu.

Ob wir rüstig und geschäftig,
Wo es gilt zu wirken kräftig,
immer tapfer greifen zu;
Oder ob wir schläfrig denken
Wer wird’s wohl im Schlafe schenken,
Das tut, das tut was dazu!

Drum, ihr Schwestern, drum ihr Brüder
Alles eines Bundes Glieder
Was auch jeder von uns tu!
Alle, die dies Lied gesungen,
SO DIE ALTEN WIE DIE JUNGEN,
TUN WIR, TUN WIR WAS DAZU!!!!!!!

Anette Schill | 24.2.1957 – 27.10.2014