Trencadis ist eine katalanische Art von Mosaiken, die mit Splittern und Scherben von Keramiken in einer Art geordnetem Chaos zusammengeklebt wird. Trencadis ist auch ein Prinzip, dass Niki der St Phalle durch die Jahrzehnte ihres künstlerischen Schaffens begleitet hat. Keine geraden Linien, keine strengen Winkel, nur Kurven und glückliches Durcheinander.
Um den Ursprung der Idee hinter diesem Artikel zu erklären, muss man mehrere Jahre zurück blicken auf die Zeit, wo ich als kleines Mädchen das Ludwig-Museum in Köln neben dem Dom besucht habe. Hier habe ich zum ersten Mal diese riesige dicke bunte tanzende Frau gesehen: eine der berühmten Nanas (französisches umgangssprachliches Wort, um Mädchen oder Frau zu sagen) von Niki de Saint Phalle.
Große farbige Gipsskulpturen von runden Frauen mit kurvigen Hinterteilen und Brüsten und kleinen Köpfen, die ihren Körper frei tanzen lassen und keinerlei Anstalten machen, sich zu entschuldigen für den Platz, den sie sich zurecht nehmen. Seitdem ist sie meine Lieblingskünstlerin und um das zu ehren, habe ich mir, sobald ich 18 wurde, eine Nana auf der Seite des Brustkorbs tätowieren lassen.
Nicht nur ihre Kunst habe ich immer geliebt, die viel mehr als nur Nanas ist, sondern auch ihre feministische Einstellung in der überwältigend männlichen Welt der Kunst. Und wie sie einfach alles gemacht hat, um ihren Träumen zu folgen, obwohl ihr Leben als Mutter und Hausfrau schon geplant schien. Alles in ihrer Kunst ist Emotion und man fühlt, das Schaffen war eine Notwenigkeit für sie, um weiterzuleben. Dazu war sie auch sehr engagiert für die Rechte von Afro-Amerikanern gegen das Patriarchat und in der Bekämpfung der AIDS-Krise.
Ihre Kunstwerke befassen sich mit dem Frausein, dem Leben, dem Tod, der Depression, der Sexualität und generell ihren eigenen Gefühlen und Erlebnissen. Zu den härteren Themen, die sie in ihrer Kunst inkorporiert, ist die Vergewaltigung, die sie durch ihren Vater erlebt hat in ihrer Kindheit. Niki de St Phalle verschweigt nicht die Konsequenzen dieses Traumas und inspiriert sich von ihren Weg zur Heilung um kathartische, bunte und gewaltsame Skulpturen und andere Werke zu bauen. Besonders nennenswert ist die Reihe Tirs (1961 angefangen), wo sie auf Gemälde schoss, in die sie Farbtaschen eingebaut hatte, die beim Impakt explodierten. Oder der experimentelle Film Daddy (1973), wo sie sich mit dem von ihr erlebten Inzest auseinandersetzt.
Trotz eines schwierigen Lebens voller Trauer, Gesundheitsproblemen, sowohl physisch als auch mental und Trauma, verbreiten ihre Kunstwerke unglaubliche Energie und Kraft und ganz besonders: Lebenslust. Ihre Schaffungen bringen mich immer zum Lächeln.
Einer meiner größten Träume:
Ihren „Jardin des Tarots“ in der Toskana zu besuchen. Ein riesiger Park mit Skulpturen überall, die man als Spielort betreten und benutzen kann. Es sind nie unzugängliche Kunstwerke, die man analysieren muss, um sie zu genießen; es sind Kunstwerke für die Kinder in uns. Vielleicht die wichtigste Seite des Menschen.
Charlotte Castillon
PS: Die französisch-amerikanische Künstlerin wurde 1930 geboren und ist 2002 gestorben.