Buy nothing day

Der 26. November: manche kennen diesen Tag vielleicht als Black Friday, an dem die Massen auf hunderte Preis-reduzierte billige Drucker, Mixer und weitere unnütze Gegenstände stürzen oder der Tag, an dem man mehr als sonst von knallroten Angebotsnachrichten im Netz und in der Straße belästigt wird. Am Tag nach dem US-amerikanischen Feiertag Thanksgiving oder gelegentlich am letzten Samstag in November wird der Konsumtag bei manchen Leuten als Anti-Konsum Tag zelebriert. Der Buy Nothing Day – also Kauf-Nix-Tag – wurde 1992 in Vancouver von Künstler Ted Dave erfunden, als Kritik am verschwenderischen Konsum, der den Planeten zerstört. Die Werbe- und Medienagentur Adbusters Media Foundation machte dann die Idee zum weltweiten Feiertag. Das Konzept ist simpel: am diesen Tag kauft man nichts. Es gibt obendrauf Proteste und spontane Demos zur Anprangerung des Überkonsums.

Bei mir ist es auf jeden Fall ein großes und persönliches Thema. In der 12. Klasse fang ich an zu merken, wieviel überflüssige Sachen es im Leben jeder durchschnittlichen Person gibt und ich fing an, mir Fragen zu stellen: Warum kauft man mehr? Was sind die ökologischen und ethischen Konsequenzen von unseren Käufen?

Nach einer Weile beschloss ich, mir nie wieder neue Kleidung zu kaufen. Dieses ist fast 5 Jahre her und seitdem stehe ich zu meinen Versprechen: alles, außer Unterwäsche, kaufe ich seitdem 2nd Hand oder mache Kleidertausch. Am Anfang war es nur eine persönliche Entscheidung und ich wollte nicht, dass ich schlecht von den Leuten denke, die nicht so sehr auf Ihren Konsum achten. Ich will immer noch nicht Vorwürfe an Leute richten, die es sich nicht leisten können, nachhaltige Mode zu kaufen. Die Fast Fashion Industrie ist ein Teufelskreis! Durch schnelle Produktion aber dadurch mangelhafte Qualität führt sie dazu, dass man die Kleider immer wieder kaufen muss. Zwar zu einem geringen Preis, aber dies führt zu einer Art Abhängigkeit von diesem System.
Warum sollte ich ein teures T-Shirt kaufen, das zwar jahrelang hält, wenn ich mehrere über Jahre hinweg kaufen kann, zu einem geringeren Preis? Dazu kommt, dass arme Familie nicht so an Langzeitlösungen denken können, wenn die Mittel in der Gegenwart schon gering sind. Deswegen liegt die Schuld nicht immer auf den Schultern des Konsumenten, sondern hauptsächlich bei den Produzenten.

Aber was mich mit der Zeit schon stark mit Wut auffüllt, ist der Überkonsum von Leuten, die entweder blind durch das Leben spazieren oder nicht einen Hauch von Moral und Empathie haben. Man kann zum Beispiel auf Instagram oder TikTok Videos von Leuten sehen, die für 1.000 € Fast Fashion kaufen, von riesen Online-Firmen wie SHEIN und WISH, um es nur vor der Kamera zu zeigen. Vielleicht tragen sie es einmal und schmeißen es dann weg. Es ist so schlimm geworden, dass diese Kleidung von billigen Marken jetzt sogar den 2nd Hand Markt drängt, weil die Leute es nicht lange behalten. Im Buch „Fashionopolis: the Price of Fast Fashion and the future of clothes“ von Dana Thomas beschreibt sie sehr deutlich, wie die heutige Industrie unser Leben und den Planeten zerstört – mit ein paar Statistiken:

– Die Textilindustrie ist eine der größten umweltschmutzenden Industrien der Welt.
100 Milliarden Kleidungstücke werden jedes Jahr produziert und 20% dieser
Produktion wird nie verkauft.
– Im Durchschnitt wird ein Kleidungstück 7 Mal getragen, bevor man es
wegschmeißt.
– Konsument:innen heute kaufen 5 Mal mehr Kleidung als in 1980.
– Weniger als 2% der Arbeiter:innen in der Textilindustrie werden genug bezahlt, um
ein würdiges Leben zu führen. ¾ von diesen Arbeiter:innen sind Frauen.
– Die Textilindustrie ist für 10% von globalen CO2 Ausstöße und 20% der
Wasserverschmutzung verantwortlich.

Dieses Buch hat mir die Augen geöffnet und mich in meiner nachhaltigen Entscheidung gefestigt. Ein anderes konkretes Beispiel der schlimmen, menschlichen Konsequenzen dieser Industrie ist der Einsturz eines Industriegebäudes im April 2013, des Rana Plaza in Bangladesch, was mehr als 1.000 Tote verursacht hat. Meistens wissen die Verantwortlichen dieser Gebäude darüber Bescheid, dass die Orte eine Lebensgefahr darstellen. Und trotzdem wird nichts gegen diese Gefahren gemacht. Bestimmt sind sie das Geld wohl nicht wert.

Auch wenn nur klein, Maßnahmen gegen den eigenen überflüssigen Konsum machen immer einen Unterschied. Ich weiß, dass ich selbst besser aufpassen könnte, z.B. wieviel Plastik ich kaufe oder wieviel Fleisch ich konsumiere. Ich mache mir Gedanken und verändere dadurch meine Lebensweise. Das wird zwar nicht die Welt retten, aber wenn es auch mal andere Leute beeinflusst, vielleicht kommt man ja trotzdem weiter.

Wenn ihr nicht wisst, wie ihr weitermachen sollt: erstmal am Kauf-Nix-Tag mitmachen!

Charlotte