Regenbogen – Omen est nomen oder nomen oblige?

Dass wir ein bunter Haufen mit ebenso bunten Ideen, Lebensentwürfen, Charakteren und Visionen in allen Regenbogenfarben sind, ist wohl allen klar. Das ist gut so!
Das ist unsere Essenz und darauf sind wir jeden einzelnen Tag, auch wenn es mal ein langer zäher Plenumstag ist, stolz.

Was aber passiert, wenn wir diese Farbigkeit und bunte Lebenseinstellung an die Wand bringen wollen (oder müssen), grenzt im Konzept der Basisdemokratie, Mitbestimmung und vor allem wegen des Konsensanspruchs oft an farbigen Wahnsinn. Von Wutrot über Hoffnungsgrün bis freundlich Grau ist alles dabei.

Im Hostel hat sich da über die Jahre eine besondere Herangehensweise entwickelt. Weil sich Farben so schlecht beschreiben lassen:

„Hautfarben wäre doch gut? Das ist aber dunkel“, antwortete die schwarze Kollegin damals trocken.

Und da RAL-Fächer für Farben einfach nie, also wirklich niemals, die passende Farbe bereithält, wurden wir kreativ.

Zur Farbfindung muss seitdem alles herhalten, was uns zwischen die Finger kommt. Besonders Kaffee-Tassen, die beim Köpferauchen auf dem Team-Tisch stehen, haben es uns leichter gemacht.

So waren wir praktisch in ganz Berlin mit unseren Kaffee-Tassen zur Fliesen-Suche oder Vorhangstoff-Findung unterwegs.

Aber die Suche geht auch über die Stadtgrenzen hinaus: Die Farbe des Hostel-Neubaus haben wir z.B. durch die Entdeckung einer Kornblume in Potsdam gefunden.

Jonny von der Baugruppe muss dann nach erfolgreicher Findung immer wieder an den Farbmischer (auch, wenn er es naiv immer erst mit dem besagten Farbfächer versucht oder auf die Vorzüge eines zeitlos freundlichen Graus hinweist).
So ist der Keller zugestellt mit Farbeimern aller Gruppen (!), fein säuberlich beschriftet mit Bereich und Jahr. Denn Ausbesserungen mit Farben aus Selbstmischungen sind eine besondere Herausforderung.

Ganz ehrlich und Hand auf‘s Herz:
Wir haben vermutlich dann und wann alle keine Lust mehr auf den überall omnipräsenten Farbenreigen in unseren Räumen. Inzwischen darf es auch mal ein entspanntes Grau für‘s Auge sein. Solange wir im Herzen, in unseren Visionen und in unserem täglichen Tun bunt und vielfältig bleiben und hautfarben am Ende des Tages doch nur schlüpferfarben heißt (und so oder so hässlich bleibt), ist es ganz egal, welche Farbe auf den Pinsel kommt.

Das Bunte im Regenbogen sind in erster Linie WIR. Jede:r für sich und alle zusammen.