„Völlig sinnlos renovieren und dann schön Airbnb“: Gentrifizierung gesehen von Von Wegen Lisbeth

Gentrifizierung ist eines der Hauptthemen, das bei der Regenbogenfabrik bekämpft und bearbeitet wird.
Woher kommt sie?
Wie kann man sie stoppen?

Damals während der Hausbesetzerbewegung der 80er, aber auch der 70er, war die Frage von bezahlbaren Mieten in der Hauptstadt für Leute, die es brauchten, das Leitmotiv der politischen Aktionen. Die Linke Szene und Punkmusikszene waren auch stark beteiligt bei der Bewegung, darunter die Band „Ton Steine Scherben“, die mit Liedern wie Rauch-Haus-Song, den Soundtrack der Zeit schrieben. Dass Musik und politisches Engagement immer eine On- and Off-Liebesgeschichte geführt haben, ist wohl international bewiesen.
Wenn Ihr es mir nicht glaubet, kann ich Euch gerne meine Bachelorarbeit zu diesem Thema schicken.

Doch heute ist die Hausbesetzer:innenbewegung trotz noch ein paar bleibender Kerne, mehr Geschichte als Gegenwart – obwohl das Thema Gentrifizierung, besonders in Berlin, auf jeden Fall noch in der Gegenwart steht.
Den Beweis dafür findet man einfach durch einen kleinen Online-Spaziergang auf WG-Gesucht oder irgendeine andere Seite zur Wohnungssuche (looking at you Airbnb). Aber ignoriert wird das Thema auch nicht – also wie wird es in den Vordergrund gebracht? Wer sind heute die Vermittler dieser Plage?

Ich möchte von einer meiner geliebten Bands reden, die sich in den letzten Jahren als inoffizielle Bekämpfer der Berliner Gentrifizierung gefestigt haben: Von Wegen Lisbeth. In Lankwitz born and raised, begann die Südberliner Band, Punkmusik zu machen; fanden aber ihren Einklang und ihre Stimme ein bisschen später in der Popmusik.
Es ist mir bewusst, dass dieser Artikel auf totaler subjektiver Perspektive beruht, da sie meine Lieblingsband sind. Aber es ist ja auch mein Artikel, also ätsch bätsch. Neben Aufrufen gegen die AfD und Engagement für Klimapolitik findet man sehr oft in Liedern wie in Interviews eine sehr ironische und humorvolle Art, sich über die Hauptprobleme der Hauptstadt zu äußern. In Jede Ratte der U8, greift Von Wegen Lisbeth die Leute an, die Berlin nur als Airbnb Kapitalanlage sehen und dadurch den Wohnungsmarkt preislich erhöhen und zur Wohnungsknappheit beitragen, mit einer Armee von Ratten an.
In Staub und Schutt werden unerwünschte Sanierung und korrupte Großkonzerne besprochen und in Westkreuz wird die Nostalgie der Tage, wo der Bäcker nicht so teuer war und Dönerladen statt Friseursalon stand, erwähnt.

Bei jedem Lied zeigen die Alltagsbeobachtungen ein sehr aktuelles und konkretes Gefühl für das Problem. Klar, sie greifen die Thematik nicht mit Besetzung oder Kampfschreien an, sondern mit Tamburin und Xylophon, aber dadurch wird auf jeden Fall die Problematik der Gentrifizierung in einer Sprache und Musik der Zeit bearbeitet, die dadurch viele Leute erreicht, die sich vielleicht selbst infrage stellen können.
Bin ich auch Teil des Problems? Bestimmt, aber das ist ein Artikel für einen anderen Tag.

Inzwischen, weiter gute Musik hören, und besonders, weiter Fragen stellen.

Charlotte Castillon-Weiss