in memoriam – Conny van Geisten

Heute Conny in eigenen Worten, sein Grußwort zum 25-jährigen Jubiläum der Regenbogenfabrik 2006

Ihr führtet den klassischen Kampf der Instandbesetzerbewegung: gegen Spekulation, gegen den Abriss der Häuser und der Fabrik und gegen den geplanten Neubauklotz im Blockinnenbereich. Ihr kämpftet für den historischen Ort, für die kleine Fabrik und die vielen Möglichkeiten sie zu nutzen.

Ihr wart durch und durch antiautoritär (nur das Plenum entschied alle Fragen), aber Ihr hattet trotzdem eine Organisation mit Sprechern für die verschiedenen Bereiche. Ihr habt euch aber nie gegenüber anderen abgeschlossen, ihr wurdet keine „in-group“ nur für eine Szene.

Ihr wart fleißig und konsequent, hattet selbst gute Ideen und habt das meiste selbst gebaut oder organisiert. Ohne euch hätten wir, die Altbau IBA später S.T.E.R.N., das neue städtebauliche Konzept und Vorgehen im Block 109 nicht durchsetzen können.

ca. 1982 im Regenbogencafé

Das besondere damals: Ihr wart von Anfang an offen und aktiv auch für die Interessen der Nachbarschaft und bliebt gesprächsbereit für jeden, auch den politischen Gegner. Das hat Euch viele Sympathien partei- und verwaltungsübergreifend eingebracht.

Das besondere heute: Ihr seid noch da nach 25 Jahren und habt dieses Prinzip „offen für die Nachbarschaft“ beibehalten und weiterentwickelt. Die Zeiten der Sparpolitik insbesondere in sozialen Bereichen haben Euch nicht davon abgebracht.

Die Einrichtungen wie Café, Kita, das Kino, der Hort, die vielen Fêten, das Hostel und die Ableger außerhalb des Fabrikgeländes wie der Bioladen, der Zirkus usw.. Sie alle zeigen Beschäftigung und Chancen für Euch selbst und das ganze Quartier. Zwanzig Jahre bevor Quartiersmanagement zur offenen Senatslinie wurde, habt Ihr einen wesentlichen Teil vorweg praktiziert. Ihr ward eine Infobörse, die funktionierte, für die Belange und Konflikte im Kiez. Dies umfasste alle Altersgruppen und die verschiedenen ethnischen Gruppen im Kiez.

Die Regenbogenmannschaft (Mannschaft ist hier nicht richtig – der Begriff Frauschaft ist bei Euch oft richtiger) passte sich über die Jahre an verschiedene Veränderungen an, nicht im Sinne von Opportunismus, sondern als natürlicher Wandel aufgrund der veränderten Bedingungen und Zeiten. So entwickelte sich in der Fabrik mit dem Wandel eurer eigenen Kinder aus dem Kinderladen ein Kinderhort, die Fahrradwerkstatt, dann der offene Jugendclub, jetzt das Hostel. So wandelten sich mit den Wohnbedürfnissen auch die Organisation der privaten Wohnbereiche. Das wird auch weiterhin so sein. Das plüschige Kino steht demnächst zur Erneuerung an.

Gespannt bin ich auf die zukünftigen Entwicklungsphasen der Fabrik, wenn Ihr Senioren sein werdet. Ob die Enkel übernehmen? Auch diese Lebensphase wird die Regenbogenfabrik noch einmal verändern, wenn sie das bleibt was sie ist.

2004 Präsentation im RegenbogenCafé am Tag des offenen Denkmals

Die Gemeinschaft der Regenbogenfabrik hat immer viel Kraft gehabt und ausgestrahlt. Die Räumungsdrohungen damals, die totale Unsicherheit des eigenen direkten Lebensumfeldes, die gerichtlichen Klagedrohungen, der Brandanschlag, die verseuchte Erde der ehemaligen Fabriknutzung, die Sparzwänge, das alles hat Euch nicht aufhalten können:

Euren Lebensweg in Eurer eigenen Art und Weise zu bestimmen, und dieser Lebensweg war immer gewaltlos und konsequent im politischen, sozialen und moralischen Anspruch. Er war offen für die Freunde und Nachbarn, bescheiden für sich selbst und doch so anspruchsvoll!

Cornelius van Geisten, S.T.E.R.N. GmbH

Anlässlich des Geburtstags von Conny haben wir im Blog einen Artikel von Anette veröffentlicht.