Phileas Fogg Day

„In 80 Tagen um die Welt“ ist ein Roman des französischen Autors Jules Verne. Der Roman wurde 1873 unter dem französischen Titel „Le Tour du monde en quatre-vingts jours“ veröffentlicht. Worum geht’s?

Der reiche englische Gentleman Phileas Fogg ist geradezu ein Exzentriker in Sachen Pünktlichkeit und täglicher Gewohnheiten.
Er wettet mit anderen Mitgliedern des „Reform Club“ in London um 20.000 Pfund Sterling, dass es ihm gelingen werde, in 80 Tagen um die Welt zu reisen. Noch am selben Abend bricht er mit seinem gerade erst eingestellten französischen Diener Jean Passepartout auf. Mit dem Zug fahren sie über Paris nach Brindisi, wo sie das Dampfschiff nach Bombay durch den Suez-Kanal besteigen. In einem Reisesack hat Fogg 20.000 Pfund Sterling dabei, die andere Hälfte seines Vermögens. Die weitere Reiseroute soll nicht verraten werden. Geschickt baut Verne einen großen Spannungsbogen mit Technikbegeisterung, Verfolgungsjagd, Liebesgeschichte, Wetteinsatz.
Mit dieser Dramatik ist der Roman ein gefundenes Fressen für viele Verfilmungen.

Der 2. Oktober ist der Tag, an dem die Wette im Reform Club ausgesprochen wurde; so erklärt sich leicht der Jahrestag, wenn auch nicht geklärt ist, wer das nun wieder in die Welt gesetzt hat.

Zum Roman gab es ein US-amerikanisches Vorbild. Und natürlich gab es auch Nachahmer. Vor allem eine Reisende ist hier besonders zu erwähnen:

Nellie Bly: * 5. Mai 1864; † 27. Januar 1922; Geburtsname: Elizabeth Jane Cochran

Drei Episoden möchte ich aus ihrem bemerkenswerten Leben herausheben:

1884 antwortete Cochran mit einem temperamentvollen Leserbrief auf eine frauenfeindliche Kolumne in einer Pittsburgher Zeitung. Der Herausgeber war davon beeindruckt, bot ihre eine Stelle als Reporterin an. Da sie gerade auf Arbeitssuche war, nahm sie an. Hier bekam sie auch ihren Nom de plume: Nellie Bly.

Nellie Bly schrieb mehrere investigative Reportagen für die Zeitung, wurde trotzdem in die Redaktion für „Frauenthemen“ versetzt. Fand sie nicht gut, da ging sie nach New York und wurde dort bei Joseph Pulitzers Zeitung „New York World“ als Reporterin angenommen. Und wieder gelang ihr ein unglaublicher Coup: Ihr erster Auftrag war, über die Zustände in einem Asyl für nervenkranke Frauen auf der New Yorker Blackwell’s Island im East River zu berichten. Um diese Reportage schreiben zu können, musste sie sich selbst für zehn Tage einweisen, um so am eigenen Leibe die Behandlung sowie die Lebensumstände der Patientinnen zu erfahren. Diese Art des verdeckten Recherchierens wurde in der Folge zum Markenzeichen ihrer journalistischen Arbeit. Wie mutig das war!

Im Jahr 1888 entschied die „New York World“, dass Nellie Bly die Reise aus Jules Vernes Roman nachahmen solle. Sie begann die über 32.800 Kilometer lange Reise im November 1889 in New York und reiste über England, Jules Vernes Wohnort Amiens, Brindisi in Italien, Colombo auf Ceylon, Hongkong, China, Japan und San Francisco.
Daraufhin setzte die konkurrierende Zeitung Cosmopolitan ebenfalls eine Journalistin, Elizabeth Bisland, in Bewegung, um die Reisezeit von Nellie Bly zu unterbieten. Somit wurde die Reise zu einer Wettfahrt. Nach 72 Tagen, sechs Stunden, elf Minuten und 14 Sekunden beendete Bly die Reise in damaliger Rekordzeit am 25. Januar 1890 und gewann damit das Rennen. Sie war eine der ersten Frauen, die unbegleitet von einem Mann eine derartige Reise unternommen hatte, was sie zum Vorbild für viele Frauen machte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Reise_um_die_Erde_in_80_Tagen

https://de.wikipedia.org/wiki/Nellie_Bly

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Vernes Roman fasst eindringlich zusammen, wie fasziniert die Welt von den neuen Möglichkeiten war, die durch Kanalbau und Eisenbahn die Welt ganz neu zusammenbrachten. Wir können aktuell noch schneller und noch höher.

Gerade eben gab es den ersten Weltraumflug, der rein touristisch motiviert war. Wir Menschen tun es, weil wir es können. Und wer erinnert sich noch, als die ersten Bilder aus dem All durch die Welt gingen und uns beigebracht haben, dass die kleine blaue Erde so winzig im All dahinreist.
Wir brauchen es offensichtlich, das Neue, das Faszinierende. Und doch: Können wir innehalten und die Endlichkeit der Ressourcen bedenken?

Chz

Foto: Grzegorz Czarnecki, Tall Ship’s Races in Szczecin, 2007