Demos in, von, mit, wegen, über, (manchmal, aber wirklich nur manchmal auch ohne) die Regenbogenfabrik gab es schon immer und wird es bestimmt auch immer weiter geben.
Aber eine war neu und anders:
Es war im Jahr 1992. In Deutschland kam es vor dem Hintergrund der Asyldebatte der 90er Jahre zu brutalen Übergriffen auf Asylbewerber und rassistisch motivierten Gewalttaten. Wikipedia berichtet heute, dass es die massivsten seit Ende des 2. Weltkriegs waren.
Unter anderem deshalb waren die 90er wohl so ein Jahrzehnt, der „Nazis nein Danke“ Sticker (die mit der Mülltonne und dem Hakenkreuz, erinnert ihr Euch?) und „Nazis raus“ Graffitis im Stadtraum.
Was die George-Floyd Vorfälle für die Rassismusdebatte heute waren, waren damals die Brandanschläge in Rostock für ein politisches Nein! sagen und aufstehen.
Aufstehen und Stopp! sagen, in allen Altersklassen. Heute machen das, vor allem durch Greta Thunbergs Friday for Future Demos, auch die Jungen und Jüngsten erfolgreich und mit langem Atem.
Damals waren Kinderdemos noch kein Thema; die Möglichkeiten des Protests waren für die junge Generation irgendwie beschränkt auf das Tragen eben dieser oben beschrieben Sticker.
Uns hat das nicht gereicht: wir hatten als echten Kreuzberger Protest und Widerstand quasi mit der Muttermilch aufgesaugt (siehe Bild ganz oben). Und wir hatten etwas zu sagen: „Wir wollen keine Nazis mehr – das macht das Leben von Ausländern schwer!“
Auf einer Demo. organisiert von uns selber, 11 Jahre alt. Mutige kleine Kreuzberger:innen mit weichen Knien und Trommeln.
Wir erinnern uns heute trotz des schwierigen Themas gern an diesen neuen Protest und schmunzeln etwas, weil der lange Atem, den Gretas weltweite Verbündete heute haben, damals irgendwie noch nicht so lang war und am Ende Eisessen statt lange Reden den Zusammenhalt stärkte.
Aber das Radio hat über uns berichtet und spielte an dem Tag für uns „Gebt den Kindern das Kommando!“ Wir haben „nicht berechnet, was wir tun“:
Wer Großes schafft braucht eben Eis.
Vermutlich hat nur niemand Greta nach ihrer ersten Protestaktion gefragt, was sie als erstes macht, wenn sie zu Hause ist, oder auf den „I can‘t breathe“ Demo-Zügen die Mate-Flaschen gezählt.
