Das Telefon in der Bülow 52

Praxis Bülowbogen ist der Titel einer Vorabendserie des Ersten Deutschen Fernsehens, die von 1987 bis 1996 von der ARD produziert und gesendet wurde.

Im Mittelpunkt der Serie steht die Praxis des Arztes Dr. Peter Brockmann (dargestellt von Günter Pfitzmann). Die Praxis befindet sich in der Zietenstraße 22, nahe dem Bülowbogen, einer Kurve der Bülowstraße bzw. der dort als Hochbahn fahrenden U-Bahn-Linie U2 im Berliner Ortsteil Schöneberg. Neben den vielen Alltagsproblemen seiner Patienten hat sich Brockmann selbst mit seiner schwierigen Familie auseinanderzusetzen und nebenher seine Beziehungsprobleme, insbesondere zu seiner Arzthelferin Gabi Köhler (Anita Kupsch), zu meistern. So weit, so schön, wer hat sich erinnert?

Im Gegensatz zur Fernsehserie kommt die folgende Geschichte wirklich aus der Bülowstraße:

Es passierte im ersten Jahr der Bülow 52, Aufgang 5

Es gab nur ein Telefon im Aufgang 5, ein Spätnachmittag ; es klingelt, ich gehe an s Telefon und melde mich mit B-52, Mile, mein Spitzname aus Schulzeiten.

Dann:  Am anderen Ende zunächst …:erstauntes Schweigen. „Bitte geben Sie mir die Redaktion Fernsehen!“

Ich: sie haben sich wohl verwählt, hier ist die Bülowstr. 52

Er: Junger Mann, machen Sie keine Scherze ich habe keine Zeit…! Geben Sie mir die Fernsehredaktion

Ich: aber Sie sind im besetzten Haus gelandet…

Er: Wie meinen Sie das? Besetztes Haus ? Ich spreche doch mit dem NDR Hamburg

Ich: Nein, das ist hier ein besetztes Haus

Er: Lacht, junger Mann jetzt ist‘s aber gut ich habe hier eine automatische Wahleinstellung beim Bayerischen Rundfunk und habe die Nummer des NDR eingespeist….!

Ich: Aber glauben Sie mir wir sind ein besetztes Haus…!

Er: Jetzt reicht es mir ….geben Sie mir ihren Abteilungsleiter!

Ich: Hier gibt es keinen Abteilungsleiter … Sie telefonieren  hier mit einem  besetzten Haus in Berlin-Schöneberg …. 

Er: Das kann gar nicht sein, ich telefoniere jede Woche auf dieser Nummer mit dem NDR….So eine Frechheit ist mir noch nie passiert; ich will Ihren Chef sprechen…

Ich: …lache und sage: Tut mir leid und lege auf

Leider habe ich diesen Dialog nicht noch weiter geführt, später hatten wir Ideen dazu: der Bayerische Rundfunk meldet: der NDR wurde durch Hausbesetzer gekapert und löst damit einen Polizeieinsatz in Hamburg aus…

Oder: Auch der Abteilungsleiter kann nur bestätigen dass er nicht mehr frei ist sondern den Aufforderungen der Besetzer folgt usw. usf…..

Ich weiß bis heute nicht wie es zu diesem Telefonat kam, ob der Journalist vom Bayerischen Rundfunk versehentlich eine falsche Taste betätigt hat und statt 040 auf 030 gedrückt hat… ich werde es nie erfahren…es bleibt eine Anekdote im Besetzer-Alltag 1981/82

Michael

PS.: Die Bülowstraße gehört zum sogenannten Generalszug in den Berliner Ortsteilen Charlottenburg, Schöneberg und Kreuzberg. Es handelt sich um eine großzügig angelegte Straßen- und Platzfolge, deren Namen an die Befreiungskriege 1813–1815 gegen Napoleon I. erinnert. Er basiert, mit Ausnahme der Umfahrung des späteren Gleisdreieckgeländes, auf älteren Planungen von Peter Joseph Lenné (ab 1841 bis 1855) und dem Hobrecht-Plan von 1862. Die Benennungen wurden zum 50-jährigen Gedenken durch Kabinettsorder vom 9. Juli 1864 verfügt. Der Straßenzug wurde bis etwa 1880 fest ausgebaut. In West-Ost-Richtung wurden die Generäle geehrt, die Plätze und Querstraßen erhielten die Namen von wichtigen Schlachten des Krieges.

Eine ziemlich bellizistisch gefärbte Ausprägung von Stadtentwicklung, oder?

zum Nachschlagen: https://de.wikipedia.org/wiki/Generalszug