Vor etwas mehr als 15 Jahren bin ich in der Regenbogenfabrik tätig gewesen. Ich kam damals aus einer anderen „Welt“: aus dem lateinamerikanischen Berlin und der Produktion von Konzerten oder DJ-Parties. Bei der Regenbogenfabrik sollte ich mich jetzt mit der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit befassen und vor allem die Veranstaltung zum 25-jährigen Jubiläum mit vorbereiten.
Ich kannte die Regenbogenfabrik zwar schon von früher durch persönliche Beziehungen zu einigen Leuten, aber es war ein etwas neues Gefühl, sie von innen kennenzulernen. Einerseits war es für mich sehr spannend, wieder bei einem Projekt dabei zu sein, welches den Status Quo auf konstruktive Weise in Frage stellte. Andererseits fragte ich mich, ob ich in der Lage sein würde, mich in der Regenbogenfabrik und deren Codes anzupassen.
Ich war fast ein Jahr lang dort. Und die Regenbogenfabrik ist auf jeden Fall mein Platz gewesen. Sehr schnell wurde ihre Dynamik zu meiner eigenen. Die Menschen, meine Kollegen und Kolleginnen, ihre Herausforderungen, auch meine. Ihre Grenzen und Reibungen haben mich berührt. Die Regenbogenfabrik war definitiv mein Ort.
Dort habe ich auch sehr gut, gesund und günstig gegessen. Ich lernte die verschiedenen Teilprojekte und die Menschen dahinter kennen. Ich habe mein Fahrrad hier repariert. Ich habe Musikern in vertrauter Atmosphäre zugehört. Ich habe Filme gesehen, die ich nicht erwartet hatte. Ich habe viel diskutiert, endlose Plenarsitzungen miterlebt und manchmal war ich frustriert. Aber ich habe immer weitergemacht.
Mit manchen Leuten kam ich besser aus und mit anderen nicht so sehr, aber niemand hat mich jemals böse behandelt. Aus der ganzen Erfahrung hebe ich vor allem hervor, dass der Umgang immer mit einem tiefen und ehrlichen Respekt verbunden war. Und dieses ist eine tolle Lernerfahrung gewesen.
Nach der Feier zum 25-jährigen Bestehen der Regenbogenfabrik wusste ich, dass meine Zeit dort zu Ende ging. Ich hatte in meinem linken Werdegang an der Fachschaft in der Uni, in der Gewerkschaft, in Solidaritätsprojekten mit Lateinamerika immer einen gewissen Impuls gehabt, die Strukturen „modernisieren“ zu wollen. Manchmal hat das funktioniert, manchmal nicht. In der Regenbogenfabrik habe ich verstanden, dass Prozesse komplex sind. Und dass „Modernisierung“ nicht unbedingt immer ein notwendiges Bedürfnis ist. Dennoch verstand ich, dass meine Erwartungen und mein Weg woanders lagen.
Die Zeit verging. Wenn ich konnte und in der Nähe war, kam ich bei der Regenbogenfabrik leise vorbei. Ich empfinde eine große Dankbarkeit
für sie und ihre Leute.
Diego