Unscheinbare Aushänge brachten es an den Tag

Unscheinbare Aushänge brachten es an den Tag: Die Berliner Wasserwerke (BWB) würden ein größeres Bauvorhaben starten. Schon nächste Woche! Warum? Erste Recherchen ergaben, dass es um ein im Prinzip sehr sinnvolles Bauvorhaben ging: Ein unterirdisches Auffangbecken für Starkregenfälle.

Ja, als Anwohner*innen kannten wir das Problem: Es gab Sturzregen, die Kanalisation konnte das Wasser nicht auffangen und die Überläufe ergossen sich in den Kanal. Folge: Tote Fische schwammen rücklings auf dem Wasser.

Aber – für dieses Bauvorhaben die Straßenbäume fällen, die Straße aufreißen und Anwohner*innen und Kleingewerbetreibenden den Baulärm und die eingeschränkte Erreichbarkeit der Häuser zumuten? Und dann noch mit so kurzfristiger Ankündigung? – NEIN!

Am 30.4. trafen sich Nachbar*innen und Aktivist*innen vom Landwerkanal und bereiteten sich auf die dann doch hektisch von den BWB angesetzte Informationsveranstaltung vor. So kam es zu einer Anwohner*innenversammlung am 8. Mai 2013 im RegenbogenKino, wo fachkundig andere Baumöglichkeiten vorgestellt wurden. Und siehe da: Schon am 22. Mai gab es eine 2. Veranstaltung mit den BWB zu den Baumaßnahmen in der Lausitzer Straße. Überraschenderweise lenkten die BWB ein und sprachen sich nun für ein unterirdisches Verfahren aus. In der Lausitzer Straße musste nun nur noch ein Baum gefällt werden. Es war möglich, das Bauvorhaben per Tunnelbau durchzuführen. Die durchführende Baufirma fürchtete die Bewohner*innen des kampferprobten gallischen Dorfes Kreuzberg, der Regenbogenfabrik und ihrer Nachbarschaft. Und gegen Menschen wollte die Baufirma nicht vorgehen und damit schlechte Nachrichten in der Öffentlichkeit verursachen. Fünf weitere Bäume direkt am Landwehrkanal konnten aber nicht gerettet werden, dort entstand das eigentliche Auffangbecken. Lange fünf Monate war die Baustelle dennoch groß und abschreckend genug, doch am 14. Dezember war alles soweit fertig. Die Wasserbetriebe sprachen nach einer dritten Anwohner*innenversammlung das Angebot an alle Interessierten aus, durch die Röhre zu laufen. Das wurde von vielen angenommen. Wann kommt mensch sonst so einfach in die Unterwelt.