Wir kämpfen weiter und gehen am 8.3.2022 mit euch auf die Straße!
Euch erwartet ein vielfältiges, internationales Programm mit kurzen kämpferischen Redebeiträgen zu verschiedenen feministischen Themen sowie künstlerische und musikalische Beiträge.
Programm
11:00 Begrüßung und Hinweise
11:15 Women in Exile – Chor und Redebeitrag
11:25 Junge Humanistinnen Berlin – Redebeitrag zu Mädchenrechten Centre Talma und des Mädchen- und JungenSportZentrum 0Tanz – „Gewalt an Frauen“
11:40 OMAS GEGEN RECHTS Trommeln
11:45 Dziewuchy Berlin Redebeitrag zum Thema $218 und 219 Situation in Polen Performance – 12:00 Global scream dziewuchy
12:05 Resonanzchor
12:15 Gisela Notz – Redebeitrag zur Geschichte des §218 (219a)
12:20 Doctors for Choice, Alicia Baier – Redebeitrag zu §219a
12:30 GEW Marie – Redebeitrag – Situation von Frauen in Sozialarbeit
12:35 MigrantinnenVerein Berlin, Klanggruppe Ayse Haman „Kräfte bündeln, gemeinsam kämpfen Performance:„Frauen Power Vorwärts“
12:55 OMAS GEGEN RECHTS Trommeln
13:00 Berlin Courage – Redebeitrag: Mariana zur Doppelbelastung der Frau Lied ohne Angst Marina zur Weltfrauenkonferenz
13:10 Dr. Idah Nabateregga: Frauen:unterdrückung durch weibliche Genitalverstümmelung
13:20 Sängerin (Elisabeth Stützer)
13:25 Han Jung-Hwa, Korea Verband: Warum hört die sexuelle Gewalt an Frauen* nicht auf? – Der Umgang mit der Friedensstatue in Moabit
13:30 Berliner Netzwerk gegen Feminizide: Rede zur Umbenennung des Platzes
13:35 Stadtschloss Moabit – Chor unter Leitung von Maxim Heller DIDF-JUGEND: Roylan Gemeinsam Kämpfen für Gleichstellung, höhere Löhne und ein solidarisches Zusammenleben
13:40 OMAS GEGEN RECHTS On Stage Performance: Das geht mir auf den Sack (auch wenn ich keinen hab)
13:50 Dziewuchy Berlin .- Rede zum Sisters*Preis Awards
13:55 Trommel-AG Omas gegen rechts Abschluss: Gemeinsames Lied Melodie: Hejo spann den Wagen an Text: Oma Marnie 1. Frauen weit ist unser Weg weil der Kampf noch nicht zu Ende geht Halten wir zusammen halten wir zusammen 2. Frauen schaut die Welt euch an retten wir was Frau noch retten kann Geh´ n wir auf die Straßen geh`´ n wir auf die Straßen
Wer schon bei einer Veranstaltung über „Wegbereiterinnen“ in der Regenbogenfabrik war, weiß schon längst, dass unglaublich viele großartige Frauen, die die Welt verändert haben und leider von der Geschichte runtergeschluckt wurden, meistens um irgendeinen Mann statt ihrer für ihre Werke zu belohnen. Ein Bereich, in dem Frauen besonders kämpfen müssen, um sich irgendeinen Platz zu sichern zwischen Meister und Genien, ist die Kunstwelt.
Ich habe schon einen Artikel über meine Lieblingskünstlerin, Niki de Saint Phalle, geschrieben, aber sie ist eine der seltenen Frauen, die ihren Erfolg zu ihren Lebzeiten erlebt hat. Allerdings nur als Ausnahme in einer Männerwelt. Zu erwähnen ist auch Frida Kahlo, die vielleicht als einzige Künstlerin sogar bekannter als ihr Mann, Diego Rivera, geworden ist.
Dass es mit Sexismus und der systematischen Auslöschung von Frauenfiguren zu tun hat, daran gibt es keinen Zweifel. Starke Frauen, die gesellschaftliche Normen bewegen und durch ihre Existenz gezeigt haben, dass die misogynen Narrative der schwachen, dummen und untalentierten Frau totaler Schwachsinn sind, sind eine Gefahr für die patriarchalischen Machverhältnisse. Ja, Frauen findet man in Museen, allerdings sehr oft nur als Nacktmodelle. Das feministische Künstlerkollektiv Guerrilla Girls, 1985 in New York gegründet, wurde bekannt für seine Punchline Slogans, die diese Ungerechtigkeiten anprangern: „Are there more naked women than women artists in Museums?“ „Do women have to be naked to get into the Met? Less than 4% of the artists in the Modern Art section are women, but 76% of the nudes are female” Durch illegale Plakatierung und Kunstinstallationen wird das Kollektiv bekannt und schafft es, seine Botschaften auch weltweit zu verbreiten.
Künstlerinnen gab es schon immer, aber es liegt nicht am fehlenden Talent, dass sie nicht erwähnt werden. Dazu kam es oft, weil sie im Schatten eines Mannes gearbeitet haben. Jackson Pollock ist der ganzen Welt bekannt. Aber seine Frau, Lee Krasner, die erst seit den 90er Jahren (das ist nach ihrem Tod 1984!) als genauso einflussreich für die abstrakte Kunst wahrgenommen wurde, wird immer noch als „Pollock’s Frau“ bezeichnet. Und warum ist Yoko Ono in populären Medien hauptsächlich als Witwe von John Lennon genannt? Niki De Saint Phalle hätte auch nur als „Frau von Jean Tinguely“ bekannt sein können, wenn sie nicht aktiv dagegen gekämpft hätte. Natürlich sind diese Ungleichheiten nicht nur in der Kunstwelt vorzufinden, sondern in jedem Bereich, wo Männer in Mehrzahl sind und Frauen kämpfen müssen, um sich einen Platz freizuräumen.
Vor zwei Wochen war ich in der Kunsthalle Hamburg und konnte durch eine Ausstellung die Werke von Toyen entdecken, ein_e Tschechische_n KünstlerIn, die_er zur Surrealistischen Bewegung beigetragen hat. Als ich ihre_seine unglaublichen Werke sah, war ich komplett schockiert, dass ich nicht einmal von ihr_m gehört hatte. Ihre_seine Kunst ähnelte Werken von André Breton und Salvador Dali, beide Künstler, deren Namen weltbekannt sind. Interessant ist auch, dass Toyen zwar als Frau geboren ist, aber eine nicht-binäre Existenz geführt hat und ihre Gender-Identität als breites Spektrum sah, was auch in ihrer_seiner Kunst und ihrem_seinem neutralen Künstlernamen durchscheint.
Dadurch wurde ich wieder dazu konfrontiert, wie eingewurzelt das Erlöschen von talentierten FLINTAs ist. Ich würde behaupten, dass ich mich ein Minimum mit Kunst auskenne und trotzdem kannte ich Toyen nicht. Wie viele tolle Künstler:innen werde ich nie kennen, weil populäre Medien einfach viel weniger Minderheiten ins Rampenlicht setzen?
Dafür werden zu oft toxische Männer bewundert, wie Picasso oder Rodin, die ihren Erfolg durch systematischen Missbrauch und Manipulation der talentierten und liebevollen Frauen in ihren Leben erreicht haben. Wer sind schon Dora Maar und Camille Claudel – neben einem Genie?! Ja, doch nur eine Muse?!
Es gibt einen extrem interessanten französischen Podcast zu hören mit dem sehr poetischen Titel „Vénus s’épilait-elle la chatte?“ (die Übersetzung lass ich euch!), der sich mit Kunstgeschichte und Gerechtigkeitskämpfen beschäftigt und eine ganze Folge über Picasso zur Verfügung stellt.
Was mir aber tatsächlich Hoffnung gibt, ist die Ausstellung, die ich in Hamburg besucht habe: Möglichkeiten für FLINTAs nicht nur eine Wand für Kunst zu bekommen, sondern ganze Räume und Ausstellungen. Ich weiß, es wird besser, nur halt nicht schnell genug für meinen Geschmack!
Das Bündnis gegen Zwangsräumung will mit Unterstützung der Nachbar:innen auch den dritten Räumungsversuch in der Lausitzer Straße 8 durch eine Blockade verhindern, was nicht gelingt. Doch gibt es große Wirkung in der Öffentlichkeit.
Die Zwangsräumung hat bundesweite Aufmerksamkeit erzielt. Exemplarisch hier zwei Beiträge:
Zwangsräumung. Heute wurde mit einem polizeilichen Großaufgebot die fünfköpfige Familie Gülbol unter dem Protest von 1000 Anwohner:innen und Demonstrant:innen auf die Straße gesetzt. Von Sebastien Nekyia, freier Journalist
Foto: der Freitag
„Um 9 Uhr kommt die Gerichtsvollzieherin“ – eine notwendige Parteiergreifung
Die Bilder kenne ich bisher nur aus Spanien, und auch die Geschichte dazu. Hunderte verhindern – oder versuchen es zumindest – Zwangsräumungen. In einem Volksbegehren forderten ganz aktuell 1,4 Mio. Spanier:innen per Unterschrift das sofortige Aussetzen sämtlicher Zwangsräumungen. Der Gesetzentwurf wurde am Dienstagabend vom Parlament angenommen und hat durchaus Aussicht auf Erfolg.
Mit den Protestbewegungen für mehr Demokratie kamen auch die Proteste gegen die alltäglichen Zwangsräumungen im kriselnden Spanien. Doch die Schraube drehte sich weiter. Zuletzt wurden in Spanien Fälle von Selbstmorden von meist älteren Mieter:innen bekannt, deren Reaktion auf anstehende Mieterhöhungen der Suizid war. Die Nebensächlichkeit, als die das Wohnen gerne abgetan wird, hier wird es deutlich, wie existenziell sie ist. Auch in unserem Nachbarland Polen kennt man die Probleme in der Hauptstadt Warschau. Auch dort formte sich Protest gegen exorbitante Mietsteigerungen und mafiös anmutenden Entmietungs- und Einschüchterungsversuche. Dort wurde im März 2011 die verbrannte Leiche der Mieteraktivistin Jolanta Brzeska in einem Wald gefunden. Die Hintergründe des Mordes blieben ungeklärt. Alles weit weg?
In den Innenstadtbezirken Berlins gilt: Zieh bloß nicht um! Um Mietsteigerungen zu entgehen, wohnen Menschen oft mit den Verträgen der Vormieter:innen – ich erlebe es im eigenen Umfeld. Ein paralleler Tauschmarkt. Die Verdrängung und die steigenden Quadratmeterpreise sind dennoch uferlos. Von einem „werdenden Problem“ kann angesichts der Mietexplosionen seit mehreren Jahren und den beständigen Rückgang der Sozialwohnungen – von über 162.000 im Jahr 2011 auf 113.000 im Jahr 2013 – nicht mehr gesprochen werden. In den heutigen Tagen gab es durchaus Hoffnung, einen (kleinen) Wendepunkt erreichen zu können und die Abwärtsspirale zu durchbrechen.
Bereits am Vorabend ließ es sich auf der Homepage der Berliner Zeitung noch wie ein Aufruf lesen: „Gegen Zwangsräumung in Kreuzberg“. Die Kampagne Zwangsräumung verhindern hat ein beachtliches Medienecho ausgelöst und die Mieter:innen-Bewegung voran gebracht. 1000 Menschen auf der Straße wegen der Zwangsräumung einer Familie, die seit 30 Jahren im Kiez lebt. Das hat es zuvor nicht gegeben in Berlin. Die Mietenbewegung ist damit auf dem Level angekommen, auf das sie seit Jahren hingehört – weg von der symbolischen Parole zum konkreten sozialen und solidarischen Agieren in der Gesellschaft: „Ob Nuriye, ob Kalle, wir bleiben alle“, so eine der zentralen Parolen unter den Nachbar:innen und Mietaktivist:innen. Dass es nicht gereicht hat, die Räumung zu verhindern, ist tatsächlich bitter – und zwar ganz real für die Familie Gülbol.
Massivität rechtstreuer Ignoranz
Ganz ehrlich: Beim Lesen der Kommentarspalten beispielsweise des Tagesspiegels hinsichtlich der heutigen Geschehnisse wird mir schlecht. Die Hantierung mit dem Rechtsbegriff dient augenscheinlich jeder nur erdenklichen Beugung des menschlichen Empfindens für „Gerechtigkeit“. Ich frage mich, ob es dieselben Menschen sind, die sich echauffieren wenn – wie zuletzt ehemalige Strafgefangene der JVA Tegel – sich Entschädigungen erstreiten, weil ihre Haftbedingungen offensichtlich menschenunwürdig und damit nicht rechtmäßig waren. Das Recht liegt wohl im Auge des Betrachters. Frei dem Motto „Wo Recht zu Unrecht wird, wird Akzeptanz zur Pflicht?“
Es ist 7:37, als via Twitter die erste Meldung einer Festnahme gemeldet wird. Nicht die Letzte. Zu diesem Zeitpunkt sind schätzungsweise schon über 600 Menschen auf den Straßen unterwegs; über 1.000 werden es im Laufe des Vormittags. Die Polizei war schon sehr früh in großer Zahl an Sammelpunkten wie der Oberbaumbrücke postiert. Dann geht es meist sekundenschnell, bis die Einsatzkräfte eintreffen.
Angesichts der Dimension des Einsatzes in Anbetracht der Fakten wird die Forderung nach der „Durchsetzung des Rechts“ zur Farce einer begünstigten Schicht, die unfähig geworden ist, simples Unrecht als solches anzuerkennen. Die Massivität rechtstreuer Ignoranz gegenüber dem legitimen Anliegen, nicht aus seinem Lebensumfeld verdrängt werden zu wollen und die „Lösung“ des Konflikts durch die einfache und kühle Härte der Vollstreckung, sind ein Sinnbild für einen alltäglichen ignorierten Gewaltkorridor im demokratischen Rechtsstaat, in dem Demokrat ist, wer die Einsatzhärte der Polizei verteidigt, in der sie/er auf der Seite des Rechts steht, wer es sich leisten kann.
Auch die Kampagne Zwangsräumung verhindern äußert sich, „dass hohe Mieten, Verdrängung und Zwangsräumung vom Berliner Innensenat nicht als soziale Frage, sondern als reine Sicherheitsfrage“ behandelt werden. In den vergangenen Monaten gab es auf die immer größer werdenden Probleme der Mieterinnen und Mieter nur eines: Die ständige rechtliche Stärkung für Vermieterinnen und Vermieter und Ignoranz für die existierenden Probleme auf Bundesebene insbesondere durch unionsgeführte Länder. Die Verhinderung des Aufkaufs von veräußerten Bundesimmobilien durch eine linksparteinahe Genossenschaft, die einer Mietsteigerung entgegenwirken wollte, erscheint in dieser Linie schon als Ehrensache.
So ein Aufwand wegen einer nicht fristgerechten Zahlung? Die Erwägung der Verhältnismäßigkeit hätte eine Undurchführbarkeit einer – gerade in diesem Einzelfall absolut fragwürdigen – Zwangsräumung für einen noch viel fragwürdigeren Eigentümer Andre Franell ergeben müssen. Generell ist eine Zwangsräumung keine Antwort auf das allgemeine Problem.
Der Berliner Abgeordnete der Piratenpartei Philip Magalski formulierte ein passendes Fragment für den heutigen Sieg der Idiotie: „Allein dieser unsinnige Hubschraubereinsatz übersteigt die Kosten einer Jahresmiete“.
Die Initiative „Leerstand-Hab-ich-saath“ und „Mietenwahnsinn Nord“ laden ein zu einem Kiezspaziergang zum neuen Denkmal „Wohnungslose Bühne“!
12.02.2022 um 13 Uhr Treffpunkt Habersaathstraße 48 in Berlin Mitte
Start ist die Habersaathstraße, die nach der Besetzung durch Wohnungs- und Obdachlose seit dem 30.12.21 für mehr als 60 Menschen ein neues zu Hause geworden ist. Die Häuser sollen abgerissen werden und bis dahin steht der Wohnraum zur Verfügung.
Wir wenden uns gegen die Zweckentfremdung von Wohnraum durch Leerstand überall und fordern alle Bezirke auf, diesen Missstand zu beheben und Leerstand für Wohnraum für obdachlose Menschen und Geflüchtete zu beschlagnahmen.
Von dort geht es ab durch Mitte zum Maxplatz, wo seit dem 10.12.2021 das Denkmal „die Wohnungslose Bühne“ steht. Es ist ein Ort der Sichtbarkeit für diejenigen, die immer noch durch Wohnungs- und Obdachlosigkeit betroffen sind und die Opfer von Zwangsräumungen wurden.
Lasst uns gemeinsam durch Mitte gehen und für eine dauerhafte Habersaathstraße 40-48 und den Erhalt der „Wohnungslosen Bühne“ demonstrierend spazieren!
Denn wir haben noch viel mehr als nur den Leerstand satt!