Holzwerker:innen | Conny erzählt

Kannst du dich kurz vorstellen, seit wann du in der Regenbogenfabrik bist und was du machst?

Ich bin Conny, Handwerkerin. Mitte März 2015 wurde mir die Fortführung der Selbsthilfe-Holzwerkstatt anvertraut.

Was hast du für eine Ausbildung gemacht?

Ich habe 1998 meine Ausbildung zur Tischlerin in Weinheim beendet.

Kommst du aus Berlin? Was magst du an der Stadt und an dem Viertel?

Ich bin 2010 aus dem Rhein – Neckar – Dreieck nach Berlin gezogen, weil es hier so schön bunt, laut und dreckig ist. Und freier. Zumindest fühlt es sich meist so an. Kreuzberg habe ich schon in meiner Jugend oft besucht und geliebt und ich bin sehr, sehr froh, dass ich hier leben kann. Und Kreuzberg auch ;).

Warum und wie bist du zur Regenbogenfabrik gekommen?

Ich habe von der Stellenausschreibung über eine Freundin und dem Berliner Tischlerinnen – Netzwerk erfahren. Ich wollte schon länger lieber gemeinnützig arbeiten und/oder mein Wissen weitergeben. Dies nun hauptberuflich in einem Kollektiv tun zu können. war ein ideales Angebot für mich. Juchhu!

Passt!

Ist Schreinerei eigentlich ein typisch maskulin besetzter Bereich? Was denkst du davon als Frau?

Ja, es gibt definitiv noch mehr Männer als Frauen in den Tischlereien. Damals war ich die einzige Frau, die nach der Ausbildung auch in der Werkstatt weitergearbeitet hat. Aber es wurden in den letzten 20 Jahren immer mehr Frauen Tischlerinnen oder Holz – Handwerkerinnen. Finde ich gut und aber eigentlich auch ganz normal bzw. egal.
Für mich gibt es keine geschlechterspezifischen Zuordnungen, die dann vermeintlich dies oder das besser können, Mensch ist Mensch und jede:r hat andere Interessen, Stärken und Fähigkeiten.

Was war die komischste Sache, die du anfertigen musstest? Die schwierigste? Deine Lieblingssache?

Das riesige „Hamsterrad“ für einen Menschen, der beim Arbeiten am Computer gehen wollte, haha, das war echt gut. Ich dachte zuerst, er macht nen Witz.

Ein Bauklotz – Modell eines Gebäudes mit unglaublich vielen Schrägen und ungewöhnlichen Winkeln, da dachte ich zwischendurch: Hilfe, das bekomme ich doch nicht gesägt, aber es ist nach der Herstellung einiger Schablonen und Sägehilfen toll gelungen.

Kommode?

Das „Schönste“ aus der letzten Zeit waren meine St. Pauli – Tigerenten, die im Lockdown 2020 entstanden sind; die haben meiner Seele damals sehr gutgetan. Aber hier wurden schon sehr viele Sachen gebaut oder repariert, die mit leuchtenden Augen nach Hause getragen wurden.
Das tut gut, wenn die Menschen ihre Vorhaben mit unserer Hilfe hier gut umsetzen konnten.

St. Pauli Tiger-Enten

Wie sieht so ein typischer Tag in der Holzwerkstatt für dich aus? Was ist die typische Arbeit, die du hier leistest?

Wir machen Termine mit den Menschen, die hier etwas bauen oder reparieren wollen. Das ist so unterschiedlich und interessant, was hier umgesetzt wird. Neben klassischen Wackel-Stuhlreparaturen, Tisch- oder Bettbau, Regale, Hocker, Nachttische, Kommoden, Küchenschränke wollen auch Schmuckkästchen, Schachbretter, Urnen, etwas Restaurationen, Musik-Boxen, Bilderrahmen, Weihnachtsschmuck, Schnitzarbeiten, Campingbus-Ausbauten, Longboards und vieles mehr angefertigt werden.

Schubladen

Ich unterstütze die Menschen je nach Fähigkeiten, gelegentlich schon bei der Vorplanung, Konstruktion und richtiger Holzauswahl, zeige ihnen, wie die Werkzeuge und Maschinen sicher bedient werden und erkläre die Vorgehensweisen beim Bauen. Manche, die hierher kommen, brauchen nur den Raum und die Maschinen, in dem sie Lärm und Staub machen können. Andere wagen sich an ihre ersten Holzbearbeitungsprojekte.

Tischplatte

Gelegentlich gebe ich auch themenbezogene Workshops oder veranstalte Werken mit Kindergruppen.

Schraubzwingen im Einsatz

Vor Corona waren meist 2 – 4 holzwerkende Gäste am Tag da.
Aktuell bearbeiten wir eher Aufträge zur Finanzierung der Werkstatt und / oder kümmern uns um interne Baustellen. Zudem beantworte ich Anfragen per Mail, renne an das klingelnde Telefon, wenn die Maschinen nicht gerade dröhnen oder beantworte die Fragen von hereinschauenden Menschen an der Tür. Ach ja, und unzählige spontane Zuschnitte oder Bohrungen, weil „ich ja nur das Brett abgeschnitten haben will / hier ein Loch brauche“.

Leute, bitte meldet Euch telefonisch an 😉 !!

Auch die Buchhaltung gehört zu den Monatsaufgaben.

Außerhalb der Holzarbeit, was sind deine Aufgaben?

Ich besuche regelmäßig das Plenum unseres Kollektivs, engagiere mich in diversen Arbeitsgruppen und bin auch oft für Instandhaltungsarbeiten in der gesamten Regenbogenfabrik eingespannt.

Wie stellst du dir die Zukunft in der Selbsthilfewerkstatt vor?

Ich wünsche mir, dass ich hier noch lange wirken kann. Dass wir gemeinsam die finanziellen Mittel aufbringen können, um alle Arbeitsbereiche in der Regenbogenfabrik am Laufen zu halten. Weiterhin ein selbstbestimmtes, aber eben auch verantwortliches Handeln und Arbeiten. Ich freue mich auf die kommenden verrückten, schönen und/ oder anspruchsvollen Projekte und Ideen, die da kommen werden.

Spielzeug


Die Holzwerkstatt der Regenbogenfabrik