2 Wochen in der Küche

Wer hat schon die neugierigen Blicke der Kund:innen und zur selben Zeit die genervten Blicke der Kassierer:innen erlebt, wenn man auf einmal an der Kasse steht mit 200 Eiern im Einkaufswagen?

Es ist auch ein schönes Gefühl, von einem Kind mit runden Augen angestarrt zu werden, wenn man mit 15 kg Bananen den Laden verlässt.

Ich hatte das Privileg, für etwa zwei Wochen diese Situationen zu erleben, die mir sonst nie passiert wären, obwohl ich Omelette ganz gerne habe.

Ich bin Freiwillige in der Regenbogenfabrik, eigentlich eher im Kulturbereich, aber seitdem ich hier bin, bin ich im Einsatz wie eine Wetterfahne; in einer Richtung und dann die andere. Ich konnte schon im Hostel mithelfen, habe ein Praktikum in der Holzwerkstatt gemacht und bin täglich auch Journalistin für den Geburtstags-Blog. Mein letztes Abenteuer brachte mich in die Küche, wo sich Corona-Fall und Urlaub überschnitten hatten und meine Unterstützung gebraucht wurde.
Die Kantine in der Regenbogenfabrik bereitet Essen für die Kita in der Struktur und für 3 andere Kitas im Bezirk zu. Das sind manchmal fast 200 Kinder, die zu füttern sind!

Natürlich war es nicht immer so glamourös, wie in einem 3-Sterne Restaurant (nur manchmal), aber es hat mir einen einzigartigen Einblick gegeben in die Funktionsweise einer professionellen Küche, die für große Mengen kocht. Ich musste um 8:30 meistens da sein, konnte ein schickes Küchenhemd und eine Schürze anziehen und dann ging es los. Nach ein paar Tagen habe ich mir auch das Piratentuch für die Haare angeeignet, das fast jede:r anhatte, weil die Haare lieber nicht im Weg sein sollten.

Am ersten Tag habe ich so viele Kartoffeln geschält, dass ich Blasen an den Händen hatte. Am zweiten Tag habe ich mir beim Lauch hacken in den Finger geschnitten und musste schicke Plastikhandschuhe für den Rest der Schicht tragen. Am Ende der zwei Wochen waren meine Hände abgehärtet.
Alles hat sich gelohnt!

Einkaufen gehen, Kisten tragen, Essen im Anhänger liefern, Schälen, Schneiden, Hacken, Wiegen, Einpacken, Putzen, selber Essen.
Wie eine gut geölte Maschine funktioniert die Küche – von Montag bis Freitag. Jede:r hat ihre_seine Rolle und weiß (ungefähr). was als nächstes zu tun ist. Manchmal stand ich in der Mitte mit großen Augen und wartete auf Aufgaben, während sich alles um mich wie ein Wirbelwind bewegte.

In der Regenbogenfabrik fühlt es sich für mich so an, als ob ich jedes Mal, wenn ich in einem anderen Bereich mitmache, einen Stern bekomme und am Ende erreiche ich die volle Sammlung.

Vielleicht kriegt man dann eine Belohnung? Ich ermittle weiter.

Nächster Stopp: Fahrradwerkstatt?

Charlotte Castillon-Weiss