Im Black History Month erinnern Schwarze Initiativen an das koloniale und rassistische Erbe. Ein neuer Förderfonds unterstützt Projekte der afrodiasporischen Communitys. Nachzulesen in der taz am 1. Februar 2022.
Der Black History Month wird jeden Februar in Deutschland, Canada und USA begangen. Klar ist, das ist ein Anstoß, ein Auftakt. Um aufzuholen in Sachen Würdigung Schwarzer Leben braucht es viele Black History Jahre. Wer Ausschau halten möchte, was der Monat in Berlin so bereithält, wird auf der Seite des Vereins EOTO e.V. fündig:
https://www.eoto-archiv.de/neuigkeiten/black-ourstory-month-2022/
Schaut: Aus HIStory wird hier OURstory, um Hetero- und Cis-Normativität sprachlich wie konzeptuell auszuhebeln und den Februar zu einem besonderen Monat für wirklich ALLE Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Communities zu machen.
Pünktlich zum Start des Black Ourstory Month am 01. Februar 2022 von 18-20 Uhr geht der May Ayim Fonds mit einer Infoveranstaltung an den Start!
Wir stellen euch den May Ayim Fonds vor und geben euch alle wichtigen Informationen zu den Förderrichtlinien, zur Bewerbung und zur Förderung selbst, damit ihr eure Projektideen schon bald umsetzen könnt. Neben der Vorstellung des Fonds erwarten euch außerdem: der Launch unserer Website, ein spannendes Panel mit dem Thema „Schwarze politische Bildungsarbeit und Empowerment“ sowie eine Überraschungspremiere. Hier könnt ihr euch zur Online-Veranstaltung anmelden und dabei sein, wenn der May Ayim Fonds in die erste Bewerbungsphase geht:
https://www.eventbrite.com/e/auftakveranstaltung-des-may-ayim-fonds-tickets-255444008907?keep_tld=1
Nehmen wir das zum Anlass, um ins Gedächtnis zu rufen, wer May Ayim war. Der Name ist in Kreuzberg sicher schon vielen geläufig, denn parallel zur Spree, zwischen der Pfuelstraße bis zur Oberbaumstraße wurde die Straße nach ihr benannt. Das Ufer, 1891 angelegt und 1895 anlässlich der bevorstehenden „Kolonialausstellung“ im nahen Treptower Park mit einer aufwendig gestalteten Anlegestelle versehen, war ursprünglich nach einem Kolonialisten benannt. Auf Anregung der Initiative Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag, die von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen aufgegriffen wurde, beschloss die Friedrichshain-Kreuzberger BVV im Frühjahr 2009, das Gröbenufer nach der antirassistischen Aktivistin und Dichterin May Ayim (1960–1996) umzubenennen.
Ihr kurzes Leben war kein einfaches!

May Ayim wird am 3. Mai 1960 in Hamburg als Tochter eines ghanaischen Vaters und einer weißen deutschen Mutter geboren. Sie wächst in einer weißen Pflegefamilie auf. Diese Erfahrung prägt sie, macht sie stark und verletzlich zugleich, schärft ihren Blick für Brüche und Ungereimtheiten: „Der Umstand, nicht untertauchen zu können, hat mich zur aktiven Auseinandersetzung gezwungen, die ich als […] besondere Herausforderung zur Ehrlichkeit empfinde.“ Sie beginnt zu schreiben, zu forschen und sich politisch zu engagieren.
Als Dichterin und Sprachtherapeutin ist May Ayim mit den verschiedenen Aspekten von Sprache vertraut – auch mit der Gewalt, die sich in und über Sprache ausdrückt. Als Pädagogin und politische Aktivistin setzt sie sich mit unterschiedlichen Dimensionen von Gewalt – auch ausgeübt in und über Sprache – auseinander und zeigt neue Wege auf. Ihre Interessen und Ausrichtungen sind breit gefächert. 1985/86 gründet sie gemeinsam mit anderen Afrodeutschen die bundesweite Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD). 1989 ist sie eine der Mitgründerinnen des LiteraturFrauen e.V. 1991 tritt sie dem Verband deutscher Schriftsteller:innen bei. Ihre Diplomarbeit in Pädagogik beschäftigt sich mit Schwarzer deutscher Geschichte und wird zur Grundlage der bis heute wegweisenden Veröffentlichung „Farbe bekennen“.
Ihre Abschlussarbeit als Logopädin schreibt sie über Rassismus und Sexismus in der Therapie.
Anfang der 1990er Jahre wird May Ayim auch international als Dichterin, Wissenschaftlerin und politische Aktivistin bekannt. Sie erhält Einladungen zu Lesungen und Konferenzen, steht im Austausch mit Autor:innen, Künstler:innen und Wissenschaftler:innen im In- und Ausland.
Ihre Gedichte bewegen viele Menschen, ihre politische Arbeit vereint schwarze feministische Gesellschaftskritik und die Vision solidarischer Bündnisse. Als sie schwer erkrankt und nicht mehr schreiben kann, bricht ihr Lebenswille. Ihr Tod am 9. August 1996 ist ein großer Verlust.
Bild und Text aus: https://verwobenegeschichten.de/menschen/may-ayim/
Soll nun May Ayim hier nochmal selber zu Wort kommen:
nachdem sie mich erst anschwärzten
zogen sie mich dann durch den kakao
um mir schließlich weiß machen zu wollen
es sei vollkommen unangebracht
– schwarz zu sehen
(“exotik”, 1985)
„Ich wieder trotzdem/afrikanisch/sein/auch wenn ihr/mich gerne/deutsch/haben wollt/und werde trotzdem/deutsch sein/auch wenn euch/meine schwärze/nicht passt“
(grenzenlos und unverschämt, 1990)
chz