Es muss ein Tag im September 2011 gewesen sein. Der Spätsommer in Berlin hat uns mal wieder Gäste in‘s Hostel gebracht. Und Gäste die kommen, gehen auch irgendwann wieder. Und oft vergessen sie auch etwas. Mit einzelnen Socken könnten wir vermutlich ein Band bis Bayern knüpfen. Oder den Schornstein erklettern. Oder Sockenpuppen aller KollektivistInnen basteln…
Diese Gäste im September 2011 jedoch haben etwas anderes vergessen. Oder vielleicht haben sie es gar nicht vergessen, sondern wollten uns etwas mitteilen. Oder sie waren einfach unheimlich betrunken. Vom Spätsommer und dem berühmten Berliner Federweißer, leicht mit lauwarmen Sterni zu verwechseln.
Als also am späten Sonntagnachmittag (ja, 11 Uhr check-out kann eine dehnbare Zeitspanne werden, ganz besonders im Spätsommer, wenn unbedingt das letzte aus dem Sommer und der Flasche genossen werden muss) rückten wir an, um zu putzen und den letzten Gast aus den Federn zu zerren.
Die Gäste waren aber schon weg. Überraschend schnell und kurzsilbig vom Hof geritten waren sie.
Dafür hatten wir neue Gäste. Die waren aber gar nicht angemeldet. Ihre Namen kannten wir trotzdem. Jeden einzelnen von ihnen: Dirk Behrendt, Björn Eggert, Jan Stöß…
Alle ihres Zeichens Politiker im Wahlkampf und jetzt für eine Nacht unsere Gäste. Sie zeigten sich volksnah und auf Augenhöhe im Bett, vor der Küche auf dem Weg zum Klo.
Unsere eigentlichen Gäste waren wohl in irgendeiner Kreuzberger Kneipe mit ihnen abgestürzt und hatten die Pappgenossen Huckepack genommen. Mindestens 10 von ihnen hatten sie mühsam von Laternen geangelt und liebevoll im Hostel drappiert.
Wir mussten die Pappnasen (darf man das sagen oder ist das Beamtenbeleidigung ?) am Ende genauso mühsam, aber weniger liebevoll wieder vom Hof tragen. Ob sie sortenrein in der blauen Tonne oder doch wieder auf der Straße gelandet sind? Dieses Detail ist nicht mehr überliefert, vermutlich, weil wir auf den Schreck und mit hysterischen Gelächter erstmal selbst den Spätsommer genießen mussten.