Lucy Lameck Straße

Die Wissmannstraße in Berlin-Neukölln wurde in Lucy-Lameck-Straße umbenannt. Das hat die Bezirksverordnetenversammlung nach einer Beteiligung der Anwohner im November 2020 beschlossen. Im Frühjahr 2021, am 23. April, ist der Beschluss nun umgesetzt worden. Für die Umbenennung hat sich, gemeinsam mit anderen Aktivist:innen, der Verein Berlin Postkolonial seit seiner Gründung 2007 eingesetzt.

Die Wissmannstraße war benannt nach Hermann von Wissmann (1853-1905), Reichskommissar und Gouverneur von damals Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Burundi und Ruanda). Er trug mit militärischen Expeditionen maßgeblich zur gewaltsamen Kolonialisierung bei. Mit einem Militärfeldzug massakrierte die deutsche Armee dabei die afrikanische Bevölkerung, um deren Widerstand zu brechen. Wissmanns Kriegsführung wurde dabei selbst von anderen Kolonialoffizieren als äußerst barbarisch beschrieben.

Heute würdigt die Straße in Neukölln die erste Frau in einem tansanischen Regierungskabinett: Ministerin Lucy Lameck (1934-1993). „Sie brachte Frauenrechte in Tansania voran und war eine wichtige Unterstützerin der panafrikanischen Idee“, teilte das Bezirksamt nach dem Umbenennungsbeschluss mit.

„Berühmt wurde sie durch ihre 1965 gehaltene Rede „Africans Are Not Poor“, in der sie Afrikas Zukunftspotentiale heraushob. In ihrer über 20-jährigen Tätigkeit als Parlamentarierin war sie u.a. stellvertretende Ministerin für Kommunalentwicklung und Gesundheit und initiierte maßgebliche Gesetzesvorhaben zur Verbesserung der Position von Frauen in der tansanischen Gesellschaft.„ Bündnis Neukölln

Dass die Umbenennung in Neukölln so schnell über die Bühne gehen kann, liegt an einer Neuerung im Berliner Straßengesetz. Die von Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) im August vorgelegte Änderung der Ausführungsvorschriften des Straßengesetzes sei verabschiedet worden, teilte der Senat am Dienstag mit.

Mit dem reformierten Gesetz werden die Gründe für Umbenennungen erweitert. „Zukünftig wird ausdrücklich auf die Möglichkeit verwiesen, Straßen umzubenennen, wenn deren Namen koloniales Unrecht heroisieren oder verharmlosen und damit Menschen herabwürdigen“, so der Senat. In der Vergangenheit vergingen bei Straßenumbenennungen oft mehrere Jahre. Dies soll nun spürbar verkürzt werden.

Auswahl zum weiterlesen:

https://www.buendnis-neukoelln.de/2021/lucy-lameck-strasse/

https://www.berlin.de/ba-neukoelln/aktuelles/veranstaltungen/die-neue-lucy-lameck-strasse-umbenennung-und-rahmenprogramm-1075274.php

https://taz.de/Strassenumbenennung-in-Berlin/!5762407/