Quarantäne, das sind vierzig Tage, daher das Wort. Vierzig Tage zog sich Jesus in die Einsamkeit zurück, bevor er zu predigen begann, vierzig Wochen dauert eine Schwangerschaft, vierzig Jahre zogen die Israeliten durch die Wüste, bevor sie das Gelobte Land betraten.
Habt ihr sie nun hinter euch, die vierzig schweren Jahre? Kommt nun die gute Zeit der erfüllten Erwartungen? Wahrscheinlich nicht!
Nach der Quarantäne kommt der Ärger mit den aufgelaufenen Kosten; für Jesus begann mit seinem öffentlichen Wirken der Ärger mit den Traditionalisten, zur Freude über das Neugeborene kommen die durchwachten Nächte und der Einzug ins Gelobte Land war immer auch mit Neid und Streit verbunden.
Es gibt Momente der Freude, des Durchatmens.
Der vierzigste Geburtstag mag so ein Anlass sein. Da schaut man zurück und staunt über all das Erreichte und amüsiert sich über viele Querelen, die in der Rückschau einfach nur lächerlich erscheinen. Was es nicht gibt ist die Erfüllung der Träume. Es sind vielmehr die kleinen Siege, die uns ermutigen, weiterzumachen.
Vierzig ist die Zahl der Vollendung. Etwas kommt zum Vorschein, das Zeit brauchte, um zu reifen. Und es beginnt etwas Neues. Ob dieses Neue den Ursprüngen treu bleibt, ist allerdings nicht ausgemacht. Schaut man auf die vielen Reformbewegungen der Geschichte, so gibt es Grund zur Skepsis. Der aufrührerische Impuls der klösterlichen Armutsorden, die antraten, um der Prunksucht und Verweltlichung der Kirche etwas entgegenzusetzen, erlosch häufig nach nur wenigen Jahrzehnten und begann sich mit den Verhältnissen zu arrangieren. Man landete nicht selten im alten Sumpf.
Doch auch die andere Gefahr gibt es. Als Mao sah, dass die Idee des Aufbruchs nicht mehr zündete, initiierte er die Kulturrevolution und schaffte unter dem Etikett der Erneuerung ein Schreckensregime, das Millionen Menschen zu Opfern einer menschenverachtenden Ideologie machte.
Ich wünsche euch, dass ihr der Gefahr der Anpassung genau so widersteht, wie der Gefahr der ideologischen Isolierung. Bleibt in Kontakt zu eurem Umfeld und bleibt in Reibung. Nehmt aufmerksam und mitfühlend wahr, was draussen passiert und bleibt ein Ärgernis für die Stadt.
Beste Wünsche Jörg
Jörg Machel 1984 – 2018 Pfarrer der ev. Emmaus-Ölberg-Gemeinde
1981 hat die Ölberg-Gemeinde eine Patenschaft für die besetzte Regenbogenfabrik übernommen.